Unternehmen achten bei Übernahmezielen auf Qualität – und Anleger sollten es ihnen gleichtun, empfiehlt der Fondsanbieter AB. Bislang war 2016 zwar ein relativ ruhiges Jahr für globale Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A), dennoch zählen M&A-Aktivitäten zu den vorherrschenden Trends. In den kommenden Monaten könnte es eine Wiederbelebung in dem Bereich geben, erwartet Mark Phelps, Aktienchefstratege bei AB. "Wir glauben, dass das schwache konjunkturelle Umfeld und die sich verändernden Wechselkurse viele Unternehmensvorstände dazu bewegen könnten, Fusionen oder Übernahmen als Mittel zur Gewinnsteigerung in Betracht zu ziehen", erklärt er.

Daher sollten Anleger fünf Signale im Auge behalten, die ein Ansteigen der Aktivität einleiten könnten: erstens eine günstige Finanzierung. Denn Zinsniveaus auf historischen Tiefständen erleichtern Unternehmen die Finanzierung einer Übernahme. "Europäische Konzerne sind besonders gut aufgestellt, da sie Anleihen in dem Wissen emittieren können, dass die Europäische Zentralbank (EZB) diese Papiere aufkaufen wird", sagt Phelps. Zweitens sollten Anleger auf niedriges Wachstum achten, denn die globale Konjunktur und das magere Gewinnwachstum in vielen Regionen könnten als Impuls für Übernahmen wirken. "Immer mehr Unternehmen stellen fest, dass sie Umsatzsteigerungen nicht ohne Zukäufe erzielen können", so der Stratege.

Fallendes Pfund wirkt nicht nur exportfördernd
Drittens sollten Anleger auf M&A-Aktivitäten in Großbritannien achten. Denn das fallende Britische Pfund wirkt nicht nur exportfördernd. Nach dem Brexit-Referendum wissen viele potenzielle Käufer nur zu gut, dass sie britische Qualitätsunternehmen zu Schnäppchenpreisen erwerben können. Viertens hat auch die Kaufaktivität japanischer Unternehmen zugenommen: "Der Yen ist in diesem Jahr um rund 17 Prozent gegenüber dem US-Dollar und um 14 Prozent gegenüber dem Euro gestiegen. Westliche Übernahmeziele wurden dadurch für japanische Unternehmen erheblich günstiger", sagt Phelps. Da die heimische Wirtschaft Nippons weiterhin stagniert, liege es nahe, dass die dortigen Unternehmen anderswo nach Wachstumsmöglichkeiten fahnden. Fünftens seien derzeit auch chinesische Käufer überall unterwegs. Angesichts zunehmend stockenden Wachstums im Inland suchen sie vor allem außerhalb Chinas nach Expansionsmöglichkeiten. Finanzierungsquellen gibt es zur Genüge. 

"Diese fünf Trends zeigen vor allem eines: Unternehmen achten bei Übernahmezielen verstärkt auf Qualität", sagt Phelps. Sie kauften Marktführer, weil diese Wachstumschancen in einem schwächeren konjunkturellen Umfeld bieten. Anleger könnten davon profitieren, indem sie eine ähnliche Strategie fahren. "Diese Strategie sollte durch die Konstruktion eines Portfolios von Qualitätsunternehmen erfolgen", so der Aktienchef. Eine potenzielle Übernahme allein sei kein ausreichender Grund für eine Anlage: "Doch wenn ein Unternehmen in einer Branche mit hohen Eintrittsbarrieren einen Marktsektor dominiert, über eine kompetente Unternehmensführung verfügt und klare Treiber für Umsatzsteigerungen vorweisen kann, dann ist die Einschätzung einer möglichen Übernahme ein weiteres Argument, das die Ertragschancen zusätzlich verbessern kann." (fp)