Die Volatilität in China hat mittlerweile auf die gesamte Weltwirtschaft übergegriffen. China verdiene trotzdem eher Anerkennung als Vorwürfe, sagt Hayden Briscoe, Spezialist für asiatisch-pazifische Anleihen beim Fondsanbieter AB. "Es wird oft vergessen, dass das Reich der Mitte versucht, den Übergang zu einer offeneren Wirtschaft einzuleiten." Bei so einem Prozess seien zwei Faktoren unabwendbar: Marktvolatilität und extrem schwierige politische Entscheidungen, die oft kurzfristig getroffen werden müssen.

Als Beispiel nennt Briscoe die Reaktion der chinesischen Regierung auf die Korrektur am A-Aktien-Markt im Juli dieses Jahres. "Diese wurde außerhalb Chinas weitgehend als panikartige Reaktion interpretiert", sagt er. "Doch Chinas Aktienmarkt wird größtenteils von Privatanlegern bestimmt. Die soziale Harmonie aufrecht zu erhalten ist für den Einparteienstaat von überragender Bedeutung, um die innere Stabilität zu sichern."

Die Binnenwirtschaft ankurbeln
Die Abwertung des Renminbi wurde weithin als ein Versuch Pekings aufgefasst, die schwächelnde Exportwirtschaft wiederzubeleben. Das Timing für diesen Schritt erscheine politisch ungeschickt, räumt der AB-Experte ein. "Wir teilen diese Auffassung jedoch nicht. Aus unserer Sicht ist die Währungsanpassung vielmehr ein weiteres Beispiel dafür, wie einfach es ist, Chinas politisches Handeln falsch zu interpretieren." Chinas Notenbank hat erklärt, mit der Abwertung eine ungewöhnlich große Lücke zwischen dem Fix- und dem Kassakurs des Renminbi schließen zu wollen. Briscoe hält diese Erklärung für plausibel.

China scheine nicht so sehr auf seine Währung fokussiert zu sein, sondern vielmehr darauf, Liquidität in die richtigen Teile der Binnenwirtschaft zu lenken. "Neben den traditionellen Triebkräften des Export- und Investmentsektors kann so der Konsum zu einem stärkeren Wachstumsmotor Chinas werden", sagt der AB-Experte. Aktuelle Zahlen zeigten, dass sich die Trends bei Investitionen in Anlagegüter und bei den Einzelhandelsumsätzen einander annäherten. Das deute darauf hin, dass China zu einem wirtschaftlichen Gleichgewicht zurückkehrt. Für den Welthandel sei das eine gute Nachricht: Es belege die wachsende Kaufkraft chinesischer Verbraucher. (fp)