An der Börse verdient man bekanntlich das große Geld nicht mit dem Hirn, sondern mit dem HIntern, also mit seinem Sitzfleisch: Geduld beim Einstieg und insbesondere Beharrlichkeit beim Halten von Wertpapierbeständen sind das A und O für den Investmenterfolg. Dies gilt insbesondere in den Emerging Markets, findet der Asset Manager AB.

Leider verfügen Anleger genau dort aber über weniger Geduld denn je und neigen stattdessen zu Aktionismus. Clevere Investoren sollten sich dies zunutze machen, empfehlen Laurent Saltiel, Chief Investment Officer Emerging Markets Growth, und Naveen Jayasundaram, Research Analyst Emerging Markets Growth bei Alliance Bernstein (AB).

So habe sich in den vergangenen Jahrzehnten der typische Anlagehorizont erheblich verkürzt: Die durchschnittliche Haltedauer für amerikanische Aktien etwa habe sich seit den Siebzigerjahren halbiert auf weniger als zwei Jahre. Die Umschlagshäufigkeit sei an den Schwellenmärkten sogar noch höher: In fünf asiatischen Schlüsselländern habe sich die durchschnittliche Haltedauer auf weniger als ein Jahr reduziert.


Damit stellt sich die Frage, warum Anleger so rastlos agieren. Saltiel und Jayasundaram argumentieren einerseits mit der modernen Informationstechnologie, die Investoren innerhalb von Sekunden Zugang zu Finanzdaten gewährt und zu einem Boom beim algorithmischen Handel geführt hat. 

Zweitens sind Hedgefonds mit ihren tendenziell kurzfristigen Ansätzen seit Mitte der Neunzigerjahre auf ein Gesamtvermögen von beinahe drei Billionen US-Dollar angeschwollen. „Die Sell-Side hat darauf reagiert, indem sie den Researchfokus verstärkt auf den Zwölf-Monats-Ausblick für Aktien legt“, erklären Saltiel und Jayasundaram.

Die zunehmende Kurzsichtigkeit vieler Marktteilnehmer schafft nach Einschätzung der zwei AB-Experten Chancen für langfristig orientierte Anleger. Das gelte insbesondere für die Schwellenländer, wo die Verfügbarkeit von Marktdaten weniger gut ist und Verbrauchertrends sich nur über Jahre hinweg voll entwickeln. "Mit der nötigen Geduld können Anleger jenseits des Mediengetöses verlässliche Quellen für gute langfristige Erträge finden“, sind Saltiel und Jayasundaram überzeugt. (aa)