Die BRIC-Gruppe, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien und China, steht für politisch wie auch ökonomisch aufstrebende Länder, denen vor gut 20 Jahren ein enormes Wachstumspotenzial zugetraut wurde. Was sich in der ersten Dekade noch bewahrheiten sollte, führte in den vergangenen zehn Jahren jedoch zu einer herben Enttäuschung, schreibt der Vermögensstratege Daniel Winkler von H&A Global Investment Management. Insbesondere Russland und Brasilien litten unter fallenden Rohstoffnotierungen sowie Mängel in ihrer wirtschaftspolitischen Ausrichtung, erklärt der Experte. Auch Indien habe in den vergangenen Jahren klar enttäuscht, entwickle sich aber "im Großen und Ganzen so wie Anfang dieses Jahrhunderts erwartet".

Lediglich China schöpft nach Ansicht Winklers sein volles Potenzial aus. Die chinesische Wirtschaftsleistung ist mit 14 Billionen US-Dollar mehr als doppelt so hoch wie die der übrigen Gruppenmitglieder – zusammen. Als ein ursächliches Problem bezeichnet der Stratege "das marktwirtschaftliche Design ihrer Ökonomien". Aktien-, Renten- und Währungsmärkte hätten noch immer nicht den Reifegrad westlicher Industriestaaten erreicht. "All das hemmt nicht nur die Kapitalströme, es behindert letztlich Auslandsinvestitionen und damit auch Produktivitäts- und Wohlfahrtsgewinne für breite Bevölkerungsschichten", schreibt Winkler. 

China birgt Potenzial, aber auch Unsicherheiten
Zwar liegt das reale BIP-Wachstum der Schwellenländer deutlich über jenem der Industriestaaten – laut Internationalem Währungsfonds (IWF) 6,3 Prozent im Vergleich zu 5,6 Prozent in diesem Jahr. Den Kapitalmärkten der aufstrebenden Volkswirtschaften kommt das jedoch nicht unbedingt zugute. Winkler weist darauf hin, dass sich Schwellenländer-Aktien gegenüber dem Weltmarkt in den vergangenen zehn Jahren deutlich schlechter entwickelt haben. Der Grund dafür: Für den Aktienmarkt sind nicht die Wachstumsraten der Volkswirtschaft, sondern die Gewinne seiner börsennotierten Unternehmen entscheidend. Und was die Gewinne anbelangt, können nur die wenigsten BRIC-Unternehmen mit ihren US-Konkurrenten mithalten. 

Ein Problem von BRIC-Investments ist auch ihre geringe Diversifikation. Lokale Schwächephasen könnten den gesamten Markt beeinträchtigen. Was das anbelangt, sollten Investoren vor allem die Regulierungswut Pekings im Auge behalten: Mit einem Anteil in Höhe von 33 Prozent am MSCI Emerging Market Index trägt China quasi alleine zum Anstieg von Schwellenländer-Indizes bei. (fp)