Sollten Mitarbeiter so langsam wieder zurück an ihren Arbeitsplatz im Büro? An der Wall Street gehen die Meinungen bei diesem Thema auseinander. Ein Vorfall bei der US-Großbank Morgan Stanley dürfte die Debatte weiter anheizen. Obwohl die Investmentbank derzeit nur geimpfte Mitarbeiter in ihren Hauptsitz am New Yorker Times Square lässt, meldeten sich zwei von ihnen kürzlich mit Covid-19 krank. Der Vorfall zeigt: Auch geimpfte Mitarbeiter können sich mit der Delta-Variante des Virus anstecken. Womöglich sollten die Personalmanager der Finanzunternehmen ihre Büro-Pläne also noch einmal überdenken. 

Bislang gibt es in der US-Finanzbranche zwei Lager, wenn es um das Thema Büroarbeit geht: Einige Branchenvertreter sehen wenig Grund, die Rückkehr zu überstürzen, da die Wall-Street-Mitarbeiter bewiesen haben, dass sie auch von zu Hause aus überdurchschnittliche Gewinne erwirtschaften können. In den oberen Rängen herrscht jedoch die Sorge, dass Händler und Mitarbeiter im Deals-Bereich ihre Arbeit nicht ewig aus der Ferne erledigen können. "Die Magie und die Energie dieser Branche entsteht im Büro, auf dem Börsenparkett und an der Schnittstelle zu den Kunden", sagt Rose Gailey, Partnerin beim Headhunter Heidrick & Struggles. "Für die CEOs ist das eine der entscheidenden Fragen. Und sicherlich keine einfache."

Mit unterschiedlichen Waffen gegen Corona
Die zunehmende Verbreitung der Delta-Variante zwingt viele Finanzunternehmen jetzt zu einer neuen Strategie. Die Citigroup hat für ihre Mitarbeiter in den USA wieder eine Maskenpflicht eingeführt, die Investmentbank Jefferies lässt nur geimpfte Mitarbeiter zurück an den Arbeitsplatz – was jedoch, wie man am Beispiel von Morgan Stanley sieht, das Ansteckungsrisiko nicht ausschließen kann. Goldman Sachs und J.P. Morgan verpflichten ihre Mitarbeiter nicht zum Impfen. Beide Banken wollen von ihren Angestellten bisher nur unverbindlich wissen, ob sie geimpft sind. J.P. Morgan könnte allerdings für Ungeimpfte bald wieder eine Maskenpflicht einführen. (fp)