Nach nur zwei Jahren an der Spitze von M&G wechselt Anne Richards zu Fidelity International. Die Vorstandschefin wird den britischen Fondsanbieter im August verlassen und im Dezember in gleicher Funktion bei der internationalen Einheit der amerikanischen Asset-Management-Gruppe beginnen. Dies teilten die beiden Unternehmen mit.

Die M&G-Mutter Prudential hatte Richards 2016 von Aberdeen Asset Management geholt, wo sie als Investmentchefin arbeitete. Ihre Aufgabe war es, die Performance des britischen Traditionshauses wieder aufzupäppeln. Bei M&G ersetzte sie Michael McLintocks, der sich in den Ruhestand zurückgezogen hatte.

Frauen übernehmen bei Fidelity die Führung
Der britische Finanzkonzern Prudential ist gerade dabei, sich aufzuspalten und das europäische Versicherungsgeschäft und das Asset Management als eigene Einheit an die Londoner Börse zu bringen. Der neue Unternehmensteil firmiert als M&G Prudential. Der Versicherer Prudential selbst will sich auf die stärker wachsenden Märkte in Amerika und Asien konzentrieren. Die Abspaltung hatte der Konzern vor einem Jahr eingeleitet.

Das neue Unternehmen M&G Prudential steuert John Foley. Anne Richards hingegen musste sich mit der Rolle als Stellvertreterin begnügen, war aber weiterhin M&G-Chefin. Bei Fidelity ist Richards allein Abigail Johnson unterstellt, die als Spross der Gründerdynastie die Geschicke der gesamten Fidelity-Gruppe lenkt. Richards und Johnson zählen zu den wenigen weiblichen Top-Führungskräften in der Fondsindustrie.

Traditionelle Anbieter unter Druck
Richards übernimmt bei Fidelity International die Nachfolge von Brian Conroy, der im Februar wieder zum US-Teil des Hauses zurückkehrte. Interimsweise leitet Simon Haslam das Geschäft außerhalb Nordamerikas. "Anne übernimmt die Verantwortung für Fidelity International in einer wichtigen Zeit der 50-jährigen Geschichte", sagte Konzernlenkerin Johnson. "Ich bin absolut überzeugt von ihren Fähigkeiten, das Unternehmen in dieser spannenden Phase der Entwicklung und des Wachstums zu führen."

Fidelity zählt zu den traditionellen aktiven Managern, die zunehmend den Druck der passiven Konkurrenz spüren. Der Anbieter reagierte darauf unter anderem mit der Auflage eigener, börsengehandelter Indexfonds (ETFs) sowie der Einführung einer neuen, erfolgsabhängigen Gebührenstruktur.

In Männerdomänen behauptet
Richards verfügt über mehr als 26 Jahre Erfahrung in der Asset-Management-Branche. Sie begann aber ihre Karriere außerhalb der Finanzbrache: Die studierte Elektroingenieurin arbeitete beim renommierten europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf. Ihre Aufgaben bei M&G Prudential übernimmt Foley mit. Das Haus verkündete zudem, dass Clare Bousfield Finanzchefin wird. Fidelity wiederum hatte jüngst Christian Staub von Blackrock abgeworben und zum Leiter des kontinentaleuropäischen Geschäfts ernannt. (ert/aa)