"Mir war schon vor fünf Jahren klar, dass es für mich eine Aufgabe für sechs Jahre ist und ich mich danach nicht neu im Amt bewerben möchte", sagte Robert Holzmann im Interview mit der "Kronen-Zeitung". "Was zählt, ist, dass in einer intensiven Zeit viel weitergebracht wurde."

Zur Geldpolitik meinte der 75-Jährige im Gespräch mit der "Krone", dass die Europäische Zentralbank, anders als von ihm zuvor erwartet, auch früher mit der Senkung der Leitzinsen beginnen könnte als die Federal Reserve. "In Europa wächst die Wirtschaft langsamer als in den USA", erklärte Holzmann. "Dadurch könnte es sein, dass sich die Preisentwicklung bei uns stärker abschwächt."

Lohnentwicklung entscheidend
Holzmann wiederholte seine Ansicht, dass der EZB-Rat erst auf der Grundlage der Juni-Prognosen über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung entscheiden sollte. Erst dann sei die Lohnentwicklung absehbar, da die Tarifabschlüsse in vielen Ländern im Frühjahr erfolgen. "Geringere Abschlüsse übersetzen sich in geringere Preisentwicklungen – und diese erlauben uns, schneller auf das langfristige Inflationsziel von zwei Prozent zuzugehen", so Holzmann. "Ja, dann könnten wir die Zinsen früher senken."

Der Generalrat der Oesterreichischen Nationalbank hat letzte Woche alle vier Positionen im Direktorium ausgeschrieben, darunter auch die Rolle des Gouverneurs. Die Regierung entscheidet über Ernennungen auf der Grundlage von Empfehlungen des Aufsichtsgremiums.

Um nach den Nationalratswahlen im Herbst Verzögerungen im Zuge langwieriger Koalitionsverhandlungen zu vermeiden, sollen schon vorher die Personalentscheidungen für Posten getroffen werden, bei denen das Mandat innerhalb der nächsten 17 Monate ausläuft. (mb/Bloomberg)