Trotz der aktuellen Diskussion um eine mögliche Verlangsamung der massiven Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt die Geldpolitik im Ausnahmezustand. Zu dieser Einschätzung kommen das Wirtschaftsforschungsinstitut Feri Cognitive Finance Institute und der Wirtschaftswissenschaftler Richard Werner in einer gemeinsamen Studie.

Klare Hinweise geben demnach der ungebremste Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbank in Japan sowie aktuelle Pläne von US-Präsident Donald Trump zur Umsetzung einer massiven, aber weitgehend ungedeckten Steuerreform in den USA. Die dadurch unvermeidlich steigende Staatsverschuldung dürfte künftig von der US-Notenbank Fed gegenfinanziert werden.

Die offene Finanzierung staatlicher Defizite oder eine offene Übernahme staatlicher Schulden durch die Notenbanken werde in politischen Kreisen zunehmend salonfähig, erklärt Feri dazu. Die Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen des sogenannten Overt Monetary Financing (OMF). "Die fehlgeleitete Geldpolitik bedeutender Notenbanken, die in der Studie analysiert wird, ist gefährlich und kann systemische Krisen hervorrufen oder verstärken", sagt Heinz-Werner Rapp, Gründer des Feri Cognitive Finance institute. 

Erodierende Finanzsysteme
Seit der großen Finanzkrise im Jahr 2008 haben die wichtigsten Notenbanken weltweit durch Quantitative Easing ihre Bilanzsummen um bis zu 600 Prozent ausgeweitet. "Eine derartige Geldflut erzeugt systemische Verzerrungen und Vermögensblasen und erodiert die Stabilität und Integrität ganzer Finanzsysteme", warnt Rapp. Vor diesem Hintergrund würde die Abwehr einer künftigen Finanzkrise mit hoher Wahrscheinlichkeit echte OMF-Politik erforderlich machen. Im Zuge einer Krisenbekämpfung müssten die dann erneut steigenden Staatsschulden ganz oder teilweise von den Notenbanken bezahlt werden, so die Studie. Das schon jetzt problematische Ergebnis exzessiver Geldpolitik würde durch OMF folglich noch weitaus gefährlicher, so Rapp: "Das wäre die nächste geldpolitische Bombe." (fp)