Martin Gilbert verlässt Standard Life Aberdeen – den Finanzkonzern, den er vor 35 Jahren mitbegründete. Gilbert hatte zuletzt die Rolle des Vize-Aufsichtsratschef inne. Er werde sich auf der nächsten Hauptversammlung nicht mehr zur Wahl stellen und damit per Ende September 2020 seinen Posten abgeben, teilte die Gesellschaft mit. Der hemdsärmelige Schotte zählte im Jahr 1983 zu den Mitgründern der Fondsgesellschaft Aberdeen Asset Management und nahm über Jahre die Rolle des Vorstandschefs ein. Als zentrale Figur fädelte er zudem 2017 den Zusammenschluss mit dem Finanzriesen Standard Life ein. Zusammen mit dessen Vorstandschef Keith Skeoch lenkte er das fusionierte Konglomerat zunächst gemeinsam, zog sich dieses Jahr dann aber in den Aufsichtsrat zurück. Gilbert und Skeoch gelten als Weggefährten, die auch zusammen Angeln gehen.

"Es war eine unglaubliche Reise. In den frühen Tagen, als wir nur zu Dritt in einem Büro in Aberdeen saßen und 50 Millionen Pfund verwalteten, schien es undenkbar, dass wir zu den 500 Milliarden von heute gelangen", lässt sich Gilbert in einer Mitteilung zitieren. Aufsichtsratschef Douglas Flint ergänzt: "Der Beitrag, den Martin beim Aufbau von Aberdeen zu einer globalen und weithin angesehenen Investmentfirma leistete, lässt sich nicht genug loben." Gänzlich in den Ruhestand will sich der in Malaysia geborene Veteran aber nicht zurückziehen. "Ich freue mich auf neue Aufgaben auf der nächsten Stufe meiner Karriere", verkündet Gilbert. "Dennoch wird mir Standard Life Aberdeen immer am Herzen liegen und ich wünsche jedem in der Firma alles Gute für die Zukunft."

Bereits im Juli waren Meldungen über einen Rückzug aufgekommen. Standard Life Aberdeen hatte dies dementiert. In einigen Meldungen hieß es, Gilbert werde Aufseher bei dem Fintech Revolut, dem britischen Äquivalent zu N26. Revolut-Vorstandschef Nikolay Storonsky bestätigte dann im August, dass er in Verhandlungen mit Gilbert stehe. Dieser arbeitet bereits als Berater für die aufstrebende Digitalbank.

Gilbert hat mehrere Aufsichtsratsposten inne, darunter beim Bezahlsender Sky und dem Schweizer Rohstoff-Konzern Glencore. Dafür kassierte er die Kritik der Ämterhäufung. Zudem sitzt der Schotte im Kontrollgremium der Tennor Holding, der Investmentgesellschaft des schillernden deutschen Geschäftsmanns Lars Windhorst. (ert)