Der Wechsel des UBS-Investmentbankers Andrea Orcel an die Spitze der spanischen Santander ist abgeblasen. Ein Wechsel würde die Spanier mehr Geld kosten als erwartet, wie das Institut mitteilte. Der Italiener Orcel hat aus seiner UBS-Zeit Anspruch auf Gehaltsbestandteile, die aber noch nicht ausgezahlt sind. Die Banco Santander hatte im September überraschend angekündigt, dass Orcel an ihre Vorstandsspitze rücken soll. 

Derartige "aufgeschobenen Gehaltsbestandteile" sind in diversen Wirtschaftszweigen durchaus üblich, um hochrangige Manager an ein Institut zu binden. Zudem sollen sie langfristiges statt quartals- und nicht zuletzt boni-orientiertes Denken befördern. Wechselt ein Manager dennoch vor Vertragsende zu einem anderen Institut, teilen sich beide Häuser üblicherweise die noch anstehenden Zahlungen.

Doch in Orcels Fall fallen die aufgeschobenen Boni augenscheinlich deutlich höher aus, als Santander ursprünglich eingeplant hatte. Die Höhe der ausstehenden Zahlungen "wäre unakzeptabel für eine Privat- und Geschäftsbank, wie Santander eine ist – selbst wenn es sich um einen Manager mit dem Hintergrund und dem Kaliber von Orcel handelt", heißt es in der Mitteilung der Spanier. Dies gelte gerade mit Blick auf die Werte und die Verantwortung von Santander gegenüber den Anteilseignern und den Gesellschaften, in denen das Haus aktiv sei.

Einen anderen Vorstandschef sucht die Bank vorerst nicht. Der eigentlich als Interimschef gedachte José Antonio Álvarez bleibt auf dem Posten. Zudem ist er Vizepräsident der Bankengruppe. Eigentlich sollte Álvarez den Spanien-Chef der Bank ersetzen, der in den Ruhestand geht. Dieser soll nun aber so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist. (ert)