Geschichte wiederholt sich und das oft in eindrucksvoller Weise. Das veranschaulicht Starfondsmanager Luca Pesarini, Gründer und Portfoliomanager von Ethenea Independent Investors, bei seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien. Pesarini verdeutlicht den Zuhörern, warum er der Meinung ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) versagt hat, anhand eines Beispiels aus den 1970er Jahren: Im Zuge der damaligen Ölpreiskrise warf der amtierende bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß der Notenbank respektive der Regierung vor, das Problem nicht erkannt und falsche Entscheidungen getroffen zu haben und das unter den Deckmantel der Energiekrise abzuschieben. "Diese Aussage hat eine Aktualität, die unglaublich ist", so Pesarini.

Für Pesarini steht fest: "Die Zentralbank hat versagt, und Sie wissen genauso wie ich, woran das liegt." Er zeigt ein Bild von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und wirft ihr vor: "Sie und ihre Vorgänger haben uns Kauforgien beschert, die uns dazu gebracht haben, in Geld zu schwimmen." Er erklärt gemeinsam mit Christian Schmitt, Fondsmanager des Ethna-Dynamisch, was Anleger jetzt zu erwarten haben.

Inflation wird weiter steigen
Jedenfalls keine sinkende Inflation: "Von wegen Peak-Inflation", so Pesarini. Zwar sank die Inflation in der Europäischen Union (EU) zuletzt. "Aber die Kerninflation steigt weiter, vor allem Österreich liegt weit über dem EU-Schnitt", fährt Schmitt fort. Der österreichische Mikrowarenkorb, der die Preise des täglichen Bedarfs misst, stieg zuletzt weiter an, nämlich um 16,8 Prozent. "Sie sehen, von einem Peak sind wir auch hier noch weit entfernt", so Schmitt.

Langfristige Preistreiber wie die Dekarbonisierung, die Deglobalisierung und die Demografie spielen laut ihm dabei keine große Rolle. Bei den kurz- und mittelfristigen Faktoren, wie Angebotsdruck aufgrund von Lieferengpässen und einem Nachfragesog nach den Covid-Lockdowns, kam diesmal alles zusammen, erklärt Schmitt und sagt: "Da haben wir keinen großen Einfluss darauf. Aber wo wir etwas entgegensteuern können, ist auf der politischen Seite." Und eben hier habe die EZB auf ihre expansive Geldpolitik zu langsam und zu spät reagiert und die Inflation immer wieder falsch eingeschätzt.

Die Kernbotschaft von Ethenea laute daher: Die Wirtschaft ist vorerst zwar noch stark genug. "Stellen Sie sich aber auf eine dauerhaft hohe Inflation und hohe Zinsen ein", sagt Schmitt. "Die Inflation wird zwar vorerst etwas zurückgehen", ergänzt Pesarini, mahnt aber: "Wegen der Lohn-Preis-Spirale wird sie aber wieder steigen." Außerdem würden Aktien in der Breite vorerst nirgendwo hingehen. Aber langfristig sollte die Asset-Klasse von den steigenden Preisen profitieren. Aktives Fondsmanagement gewinne jedenfalls an enormer Bedeutung, da sind sich die beiden Experten einig. (cf)


Hinweis: Die Rede von Franz Josef Strauß finden interessierte Leser hier ab Minute 3:01 (externer Link).