2017 übernahm Luca Pesarini mit seiner Haron Holding die Mainfirst-Gruppe. Fortan gehörte dem prominenten Portfoliomanager ein zweiter Vermögensverwalter neben der Luxemburger Gesellschaft Ethenea, die er 2010 mit seinem Geschäftspartner Arnoldo Valsangiacomo gegründet hatte. Auch wenn Mainfirst und Ethenea unterschiedliche Investmentansätze verfolgen, liegt es auf der Hand, mögliche Synergien nutzen zu wollen. Ein erster Schritt erfolgte schon 2019: Seither wird der Vertrieb der beiden Asset Manager über die Firma Fenthum organisiert. Jetzt wird auch die Fondsverwaltung zusammengelegt. Im Interview mit der Redaktion erläutert Pesarini, was genau geplant ist – und wo die Grenzen einer Kooperation verlaufen.

Herr Pesarini, FONDS professionell ONLINE hat erfahren, dass Ethenea Independent Investors künftig auch als Verwaltungsgesellschaft der Mainfirst-Fonds fungieren wird. Was genau ist geplant – und was gab den Ausschlag, die Fondsverwaltung zu bündeln?

Luca Pesarini: Das ist richtig. Wir führen zum 1. Januar 2024 eine rein administrative Veränderung bei Ethenea und Mainfirst durch: Wir bündeln die Verwaltung der beiden Fondsgesellschaften unter einem Dach. Das bedeutet, dass künftig Ethenea Independent Investors S.A. als Verwaltungsgesellschaft für alle zur Haron Holding S.A. gehörenden Asset-Management-Gesellschaften fungieren wird. Das Ziel dabei ist, wie so oft im Geschäftsleben, Synergien zu nutzen und Effizienzen zu heben. Bislang haben die Ethenea Independent Investors S.A. und die Mainfirst Affliliated Fund Managers S.A. parallel die Aufgaben einer Verwaltungsgesellschaft wahrgenommen. Das hat allerdings die bereichsübergreifende Zusammenarbeit und die Nutzung gemeinsamer Ressourcen erschwert. Das ist weder zeitgemäß noch effizient. Manchmal muss man einfach Knoten lösen und Stränge entflechten, die sich beim Wachstum einer Organisation ergeben, um die erfolgreiche Entwicklung in die Zukunft fortzuschreiben. Künftig müssen Prozesse nicht mehr für zwei Verwaltungsgesellschaften parallel ablaufen. Stattdessen können wir Standardprozesse im Geschäftsbetrieb einfacher und schlanker regeln, insbesondere in Bezug auf regulatorische Anforderungen. Letztlich setzt die vollständige Bündelung der Backoffice-Funktionen Kapazitäten frei, was dem Management und Service der Produkte, also den Investmentfonds, zugutekommt. Unter dem Strich werden die Teams, die hinter den Fondsmarken Mainfirst sowie Ethenea mit den Ethna Funds stehen, in der täglichen Administration entlastet.

An der Anlagestrategie der Fonds und den zuständigen Portfoliomanagementteams ändert sich also nichts?

Pesarini: Nein, unsere Fonds bleiben unverändert. Im Hintergrund der Fondsgesellschaften wird sich einiges vereinfachen, was bisher als Doppelstruktur bestanden hat. Beim Fondsmanagement selbst wird sich aber nichts ändern. Die Anlagekonzepte und Fondsmanagement-Teams von Ethenea und Mainfirst bleiben weiterhin unabhängig voneinander. Für die Investoren ist die Änderung somit ein rein administrativer Akt und bringt inhaltlich keine Veränderung mit sich.

Bekommen die Mainfirst-Manager jetzt einen Ethenea-Arbeitsvertrag? Oder sind sie ohnehin bei der deutschen GmbH in Frankfurt angestellt, die unverändert am Markt bleibt?

Pesarini: Das Fondsmanagement der Mainfirst bleibt von diesem Schritt unberührt und unverändert weiter bestehen. Auch der Sitz von Mainfirst in Frankfurt und somit die Mainfirst Affiiliated Funds Managers (Deutschland) GmbH bleiben erhalten.

Wäre es nicht konsequent, auch die Investmentteams zusammenzulegen und perspektivisch nur noch mit einer Marke zu arbeiten?

Pesarini: Das sehe ich nicht so. Ethenea hat mit den drei Ethna Funds eine ganz andere inhaltliche Ausrichtung und einen anderen Investmentansatz als Mainfirst. Ethenea hat sich dem Kapitalerhalt und der Risikoabsicherung für unterschiedliche Chance-Risiko-Neigungen verschrieben. Mainfirst als Multi-Investment-Boutique steht mit dem Claim "Characters for more Performance" für unabhängig agierende Expertenteams in verschiedenen Assetklassen, die ihren jeweils eigenen aktiven Investmentstil konsequent umsetzen, um Alpha zu generieren. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Gerade diese Vielfalt ist Teil unseres Erfolgs. Meiner Meinung nach werden die Marken durch die gemeinsame Organisationsstruktur noch gestärkt.

Schon bislang hatten die beiden Verwaltungsgesellschaften die gleiche Adresse, manche Funktionen waren von ein und derselben Person besetzt. Welchen Vorteil bietet die Zusammenführung dann, die, wie Sie selbst sagen, vor allem rechtlicher Natur sein wird? Oder anders gefragt: Wo lassen sich überhaupt Kosten sparen und Synergien heben?

Pesarini: Sie haben recht: Den Weg für die Bündelung der Backoffice-Funktionen haben wir bereits in den vergangenen Jahren geebnet. Da beide Gesellschaften an einem gemeinsamen Standort untergebracht sind und in Teilen in Personalunion geführt werden, gab es schon einen Austausch, der aber eben durch rechtliche und regulatorische Hürden begrenzt war. Wir haben für die rechtlich eigenständigen Gesellschaften auch bereits Prozesse angeglichen, bis hin zur Auswahl gemeinsamer Dienstleister. Nun gehen wir den letzten, konsequenten Schritt zur Vereinfachung der Verwaltungsstruktur und bündeln die administrativen Kompetenzen in einer Verwaltungsgesellschaft. Synergieeffekte ergeben sich dadurch, dass künftig doppelter Aufwand vermieden werden kann. Wir müssen beispielsweise nur noch für eine Gesellschaft mit den Aufsichtsbehörden kommunizieren.

Ist im Zuge der Zusammenlegung ein Personalabbau geplant?

Pesarini: Nein, einen Stellenabbau wird es im Zuge der Veränderung nicht geben. Im Gegenteil: Wir freuen uns darauf, dass wir die Kapazitäten und die positive Energie, die sich durch die Veränderung ergeben, für die erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Gruppe nutzen können.

Wäre über die Zusammenlegung der Verwaltungsgesellschaften hinaus eine weitere Bündelung der Ressourcen denkbar, beispielsweise was Backoffice-Funktionen wie die Buchhaltung, das Steuerbüro oder die Personalabteilung anbelangt? Oder sind diese Bereiche ohnehin längst zentralisiert?

Pesarini: Ja, die Bereiche HR, Buchhaltung, Legal und IT haben wir bereits vor der Veränderung in einer Servicegesellschaft zentralisiert. Der Ansatz bewährt sich schon seit Jahren und daher bin ich überzeugt, dass auch der jetzige Schritt der richtige ist.

Sie betonten eben, an der Zwei-Marken-Strategie festhalten zu wollen. Den Vertrieb der Ethenea- und der Mainfirst-Fonds haben Sie dagegen schon vor fünf Jahren in der Gesellschaft Fenthum gebündelt. War das rückblickend die richtige Entscheidung? Oder sind manche Vertriebspartner immer noch irritiert, wenn Ihre Sales-Kollegen zunächst eine spezialisierte Mainfirst-Strategie vorstellen, um später noch ein Asset-Allokation-Produkt von Ethenea präsentieren?

Pesarini: Die Bündelung des Vertriebs hat sich definitiv bewährt – wir konnten dadurch bereits Synergien heben und Kosten sparen. Die Erfahrungen, die wir dabei gewonnen haben, können als eine Art Blaupause für andere Bereiche dienen, in denen wir die Basis dafür schaffen, dass die Funktionen innerhalb unserer Gruppe zusammenwachsen. Fenthum kann mit der breit gefächerten Produktpalette aus den Investmentfonds von Ethenea und Mainfirst den Kunden in verschiedenen Märkten die passende Investmentlösung anbieten. Um es klar zu sagen: Die Anlageprodukte kannibalisieren sich nicht gegenseitig, sondern ergänzen sich. Wir haben von Multi-Asset- über Aktien- bis hin zu Anleihefonds für jedes Risikoprofil und Anlageziel, verschiedene Trends und Chancen das passende Investment. Das wissen die Kunden und Vertriebspartner zu schätzen. Denn für sie ist es zeit- und ressourcensparend, wenn sie einen anstelle von zwei Terminen wahrnehmen können. Früher war es so, dass nach einem Termin zum Austausch über die Produkte von Ethenea ein weiterer Termin zu den Fonds von Mainfirst folgte. Das macht natürlich keinen Sinn.

Vielen Dank für das Interview. (bm)