Mit Finanzminister Hartwig Löger eröffnete ein unterhaltsamer Redner den FONDS professionell KONGRESS. In einem übervollen Saal begann der Finanzminister seinen Vortrag mit einem kleinen persönlichen Stimmungsbarometer. "Es geht mir gut", sagte er, um entsprechende Bedenken auszuräumen: Löger, ehemaliger Uniqa Österreich-Chef, sprach am Kongress teilweise vor "Heimpublikum" und war bei seiner Ankunft von Bekannten gefragt worden "warum tust du dir das an?".

Dass er Ende 2017 gebeten wurde, Finanzminister zu werden, war für ihn "mindestens die gleiche Überraschung wie für Sie". Es habe ihn getroffen wie ein Blitz, aber: "Es ist das Spannendste, was ich in meiner beruflichen Karriere machen durfte", gab Löger einen kleinen Rückblick.

"Europa hat die größte wirtschaftliche Kraft"
Dass die Begeisterung für die Sache noch nicht abgeflaut ist, war am Vortrag zu merken, den sich der Redner kaum durch Applaus unterbrechen ließ. Schließlich musste er weiter zum Ministerrat. Löger forderte unter anderem ein größeres Selbstbewusstsein und mehr Gestaltungswillen auf europäischer Ebene. "Europa hat die größte Kraft auf wirtschaftlicher Ebene, jetzt sogar noch mehr", meinte er mit Blick auf die US-Abschottungspolitik.

Es gebe eine Verbundenheit der Staaten untereinander, und der müsse man sich auch bewusst sein. Diese Verbundenheit sei die Chance des Kontinents, dem mit den USA und China zwei starke homogene Wirtschaftsräume gegenüberstehen.  

Man müsse das auch deshalb mehr hervorheben, weil Vielen das Ausmaß der wirtschaftlichen Abhängigkeiten im globalen Kontext nicht bewusst sei. "70 Prozent der aus Amerika nach China exportierten Fahrzeuge sind europäische Produkte. Der größte Teil des Dämpfers, den man jetzt in Europa merkt, resultiert gar nicht aus dem Handelsstreit zwischen den USA und Europa sondern aus dem Konflikt der USA mit China. Auch mir war die Dimension des Einflusses lange nicht im vollen Ausmaß klar", so Löger.

"Position gegenüber China beziehen"
Im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft habe er unter anderem auch gegenüber China "klar formuliert, dass Europa das Einverständnis braucht, dass die Seidenstraße keine Einbahnstraße ist". Peking bewege bei seinen Auslandsinvestitionen "unglaubliche Summen". Da müsse Europa auch mit seinen Vorstellungen geeint auftreten.

Abseits der Weltpolitik ging Löger auch auf die in Österreich angestrebten Ziele ein. Allerdings verriet der Minister keine konkreten Schritte, was die lang erwartete Neuaufstellung der Zukunfts-, Alters- und Pflegevorsoge betrifft. "Ich kann Ihnen noch nicht sagen, wie, aber ich kann Ihnen sagen, wir werden es tun", so Löger.

Klar sei, dass man im Rahmen der gerade in Arbeit befindlichen Steuerreform einen Spagat schaffen müsse zwischen dem Abbau der 300 Milliarden Euro schweren Schuldenlast und einer Ausstattung der Bürger mit mehr finanziellen Mitteln. "Es soll den Bürgern mehr Netto zur Verfügung stehen", so Löger, der sich wünscht, dass die Leute mit diesen Mitteln dann eigenverantwortlich die Vorsorge nach ihren individuellen Bedürfnissen ausrichten.

"Individuelle Bedürfnisse"
Angesichts der kürzlich nach einem Auftrit Lögers losgetretenen Zweifel über den Stellenwert der ersten Säule sagte Löger: "Ich sage ganz deutlich, dass die staatliche Vorsorge die Grundlage ist, die auch gesichert werden wird. Aber für viele gibt es darüber hinaus Bedürfnisse, mehr zu erzielen. Jeder soll seine Pension und Belange ebenso wie die Pflege nach seine Vorstellungen gestalten können".

Nachdem Löger mit dem eigenen Befinden in den Vortrag gestartet war, machte er zum Schluss Stimmung beim Publikum. Man solle sich die wirtschaftliche Situation nicht schlecht reden lassen: "Die Wirtschaft ist gut, auch wenn sie nicht mehr so stark wächst. Wir haben immerhin dieses Wachstum". Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen seien die Säule der Wirtschaft. Sie würden ihre Leistungen oft zu wenig hoch bewerten. Löger bekräftigte einmal mehr, dass das Werbekostenpauschale "deutlich erhöht " wird und dass es durch die Erhöhung der Pauschalierungsgrenze für die KMUs eine wesentliche Erleichterung gebe. (eml)