Börsenaltmeister Jens Ehrhardt blickt mit einiger Skepsis auf die Konjunktur- und Börsenentwicklung in diesem Jahr. Eine Rezession in den USA möchte der Vorstandsvorsitzende der Fondsgesellschaft DJE Kapital nicht ausschließen. Im Gegenteil: Zahlreiche Indikatoren deuten auf ein schwieriges Jahr für Wirtschaft und Börse hin, wie Ehrhardt auf dem FONDS professionell KONGRESS in Deutschland aufzeigte.

Dabei denkt Ehrhardt zuerst an seinen "Lieblingsindikator" – die inverse US-Zinskurve. Eine solche Konstellation, bei der die Langfrist- unter den Kurzfristzinsen liegen, war regelmäßig Vorbote eines wirtschaftlichen Abschwungs und einer Baisse an den Aktienmärkten. Selbst wenn die US-Notenbank Fed die Zinsen wie erwartet senken sollte, ist das für Ehrhardt kein Grund zur Euphorie: "In der Vergangenheit gaben die Aktienkurse auf die ersten Zinssenkungen hin meistens nach", so der Fondsmanager. Dieses "Paradoxon" liege daran, dass die Unternehmensgewinne im Fall einer Rezession trotz sinkender Zinsen zunächst nachgeben. Erschwerend komme hinzu, dass die Börse in US-Wahljahren in den ersten sechs Monaten meistens relativ schwach laufe. 

Die Bewertungen am US-Aktienmarkt sind seiner Meinung nach gleichzeitig ambitioniert: So liege die auch von Warren Buffett sorgfältig verfolgte Kapitalisierung der Dow-Jones-Aktien im Vergleich zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahezu so hoch wie zuletzt Mitte der 1960er Jahre. Auch das Signal des sogenannten "Hindenburg-Omens", in das verschiedene Marktkennzahlen einfließen, deute eine möglicherweise anstehende Korrektur an.

Ehrhardt sieht Wachstumswerte weiter in Führung
Chancen sieht Ehrhardt am japanischen Aktienmarkt, der im Gegensatz zum US-Markt im vergangenen Jahr auf breiter Front gestiegen ist und der sich wieder in Richtung der Höchststände von 1990 bewegt. Zugleich seien die Bewertungen japanischer Aktien noch immer relativ günstig. In den USA traut der Börsenexperte den großen Wachstumswerten eine weitere Outperformance zu. Firmen wie Nvidia seien zwar nicht günstig bewertet, hätten aber ein enormes Wachstumspotenzial. Zurückhaltend ist Ehrhardt für deutsche Aktien. Neben Versicherern und Rückversicherern sieht er aber auch hier einzelne Firmen wie SAP auf gutem Kurs. (jh)