Nach dem absoluten Spitzenjahr 2017 stellte sich für viele Börsianer freilich die Frage, wie lange die Hausse an den Aktienmärkten überhaupt noch weitergehen könne – und ob sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2018 nicht deutlich abkühlen würde. Dass sich der Konjunkturzyklus langsam seinem Ende nähert, damit hatte man im Jahr 2018 auch im Hause DJE Kapital gerechnet. "Doch dass es so weit nach unten gehen würde, kam für viele dann doch überraschend", gestand DJE-Vorstand Ulrich Kaffarnik in seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien ein.

Dennoch: Kaffarnik erwartet für die kommenden Monate zwar eine deutliche Abschwächung des BIP-Wachstums, eine Rezession sehe er am Horizont aber noch nicht aufkommen. An den Aktienmärkten werde die Luft seiner Meinung nach dennoch langsam dünn. Kaffarnik verwies dabei auf die riesige Aufwärtsbewegung des amerikanischen Leitindex S&P 500, der von März 2009 bis heute von 666 auf 2.950 Punkte gestiegen ist.

Nach dem Börsenbeben im Dezember 2018 habe zu Jahresbeginn zwar wieder eine Erholung eingesetzt. Für ihn sei es charttechnisch derzeit aber noch fraglich, ob es der US-Kurswegweiser noch einmal über die 200-Tages-Linie schaffen wird. Positiv sei derzeit, dass Insiderkäufe eingesetzt haben. "Das sollte noch etwas Kraft geben."

Notenbanken sind die Hände gebunden
Hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Entwicklung hatte Kaffarnik nur wenige tröstende Worte im Gepäck: "Kein Zyklus stirbt an Altersschwäche, sondern an Verwerfungen wie etwa Inflation oder einem schwächelnden Arbeitsmarkt." Die derzeitigen politischen Unsicherheiten wie der Handelskrieg zwischen den USA und China oder der Brexit sollten seiner Meinung jedenfalls nach gelöst werden. "Wir müssen uns aber auf ganz andere Verhältnisse einstellen", mahnte Kaffarnik.

Besonders große Sorgen bereitet dem Experten die Notenbankpolitik. Einerseits sei die weltweite Verschuldung, die sich auf 185 Billionen US-Dollar beläuft, regelrecht verheerend. "Die Zinsen können gar nicht mehr nach oben gehen", schlussfolgert Kaffarnik. Denn die Renditen von Treasuries würden schlichtweg explodieren. Auf der anderen Seite hätten die Notenbanken im Falle einer Rezession keine Möglichkeit mehr, auf der Zinsseite zu reagieren. "Und das ist extrem bitter", schloss Kaffarnik. (cf)