Bereits zum vierten Mal stellten sich Topexperten der Finanzbranche auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien den Fragen des vielfach ausgezeichneten Journalisten Armin Wolf. Neben zahlreichen spannenden Themen, wollte Wolf auf der Podiumsdiskussion ebenso wissen, ob die  Expertenrunde denn bereits Geld mit Bitcoin gewonnen beziehungsweise verloren haben.

"Diese Technologie wird uns nicht mehr verlassen“
Während VIG-Vorstandsmitglied Martin Simhandl den neuen Megatrend für reine Spekulation hält und ein Investment in die digitale Währung ausschloss, hielten die beiden weiteren Diskussionsteilnehmer, Deutsche-AM-Fondsmanagerlegende Klaus Kaldemorgen und Thomas Schaufler, Vorstand Privatkundengeschäft bei der Erste Bank, das Thema für durchaus interessant. Schaufler meinte, dass er die Blockchain für eine durchaus interessante Überlegung halte. Bitcoins seien aber höchst spekulativ und unausgereift. Für die Zukunft sollte man das Thema aber auf jeden Fall im Auge behalten. Er habe mit Bitcoins sowohl gewonnen als auch verloren, verriet der Finanzprofi.

Kaldemorgen selbst würde zwar nicht in Bitcoin investieren, weil sie überhaupt keinen ökonomischen Nutzen böten und außerdem viel zu teuer seien. In den kommenden zwei bis drei Jahren könnte das Thema aber durchaus zukunftsfähig werden, wenn große Tech-Plattformen, wie etwa Amazon, eigene digitale Währungen gründen. Zwar denke er nicht, dass Bitcoin zukunftsfähig ist: "Diese Technologie wird uns aber nicht mehr verlassen“, glaubt Kaldemorgen.

Kommt der Crash?
Neben dem Megahype Bitcoin wurden von der Expertenrunde freilich zahlreiche weitere spannende Themen diskutiert. Nach dem hervorragenden Börsenjahr 2017 wollte Wolf auch wissen, ob das Börsenbeben Anfang Februar ein Vorbote für einen Börsencrash gewesen ist. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass kein Crash unmittelbar bevorsteht. Schaufler ist der Meinung, dass der "Mini-Crash“ Anfang Februar ein Vorbote für sich ändernde Märkte gewesen ist. Viele Beobachter erwarten, dass sich die Marktteilnehmer auf andere Zinsverhältnisse einstellen und sich die Liquidität deshalb andere Wege suche.

Auch Kaldemorgen kann keine Anzeichen auf einen Crash erkennen. "Wir befinden uns unmittelbar in einem Konjunktur-Boom, auf den ein langsamer Abschwung folgen sollte“, sagte er. Problematisch sei aber, dass die Notenbanken auf ein derartiges Szenario nicht vorbereitet seien und bei fallenden Märkten nicht mehr eingreifen können. Damit würden die Währungshüter eine Rezession kein weiteres Mal verhindern können.

Simhandl warf ein, dass die europäische Konjunktur noch längst nicht so weit wie jene in den USA ist. Bedenklich sei aber, dass Korrekturen jenseits des Atlantiks in der jüngeren Geschichte auch immer auf Europa übergegriffen haben. Die Grundvoraussetzungen in Europa seien aber grundsätzlich sehr gut.

"Können uns keine höheren Zinsen leisten“
Mit dem Wirtschaftsaufschwung stellt sich freilich die Frage, wann die große Zinswende in Europa kommt. Weil in Teilen Europas bereits Inflations- und Lohndruck bestehe, würde die europäische Zentralbank die Leitzinsen anheben müssen, ist  Simhandl überzeugt. Er betonte, dass Sparen nichts schlechtes sei, den Menschen aber in den letzten Jahren erzählt worden ist, dass sie in den Finanzmarkt investieren müssen, um ihre Ersparnisse wegen der niedrigen Zinsen nicht zu verlieren.

Allerdings sitze die EZB in der Zinsfalle, so Kaldemorgen weiter. Weil Länder wie Italien nicht ihre Hausaufgaben gemacht haben und weiterhin niedriges Wachstum und hohe Schulden aufweisen, werde es in diesem Jahr keine Zinserhöhung in Europa geben. Dem pflichtete  Schaufler bei. "Wir werden weiter mit niedrigen Zinsen leben müssen“, so Schaufler. Auch er ist der Meinung, dass einige Staaten wie Italien die Zeit der Niedrigzinspolitik nicht genutzt haben, um ihre Haushaltsdefizite unter Kontrolle zu bringen. "Wir können uns in Europa eben keine höheren Zinsen leisten“, betone Kaldemorgen. Deshalb käme man auch nicht in Zukunft um Aktien herum. (cf)