FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

Auch die im internationalen Vergleich hohen Arzneimittelpreise dürften unter Druck geraten. Schon Trumps Vorgänger Joe Biden hatte durchgesetzt, dass die staat- liche Krankenversicherung Medicare die Preise für wichtige Medikamente nachver- handeln darf. Im vergangenen Jahr startete der Prozess für die ersten zehn Arznei- mittel. Im Januar wurde eine zweite Liste mit 15 weiteren Präparaten verö entlicht, darunter Medikamente zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit. Auch Semaglutid ndet sich auf dieser Liste, der Ausgangssto für die Abnehm- spritzen des dänischen Pharma- konzerns Novo Nordisk. „Die betro enen Unternehmen ge- hen davon aus, dass sich die Preisnachlässe im Rahmen hal- ten werden“, beruhigt DJE- Branchenkenner Hofbeck. Zu- dem seien Rabatte im US-Sys- tem bereits üblich. Auch wenn der Preis für die Abnehmspritze perspektivisch sinken dürfte: Die Nachfrage wird es nicht. Der Kampf ge- gen Fettleibigkeit steht auch auf der Agen- da von RFK Jr. weit oben. Der Minister ist auch für die Ernährung zuständig, und in dieser Funktion plant er, den Markt für hochverarbeitete Lebensmittel wie Tief- kühlgerichte und Frühstücks ocken schär- fer zu regulieren. „Diese werden mit einem erhöhten Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Diabetes in Verbin- dung gebracht“, erläutert der DJE-Analyst. „Mit RFK Junior an der Spitze eines wichtigen US-Ministeriums müssen sich eher die Hersteller hochverarbeiteter Le- bensmittel wie Nestlé, Coca-Cola oder Danone Gedanken machen als die Produ- zenten von GLP-1-Medikamenten“, meint denn auch Kai Brüning, der bei Apo Asset Management Gesundheitsfonds verwaltet. Gigantisches Marktpotenzial GLP-1 steht für „Glucagon like peptide 1“. Die entsprechenden Medikamente ahmen dieses Darmhormon nach und helfen da- bei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und den Appetit zu zügeln. Die Pharma- konzerne Eli Lilly (Mounjaro) und Novo Nordisk (Ozempic, Wegovy) verdienen gu- tes Geld mit ihren GLP-1-Abnehmspritzen. Und der Markt hebt gerade erst ab: „Von ak- tuell rund 50 Milliarden US-Dollar steigt das Volumen des Gesamtmarktes für GLP- 1-Medikamente bis 2030 Prognosen zufolge auf über 120 Milliarden Dollar“, sagt Brü- ning. Die Zahl der potenziellen Kunden wird jedenfalls nicht kleiner: Im Jahr 2020 waren schon 38 Prozent der Menschen im Alter über fünf Jahre übergewichtig oder fettleibig. Bis 2035 erwartet die World Obe- sity Federation einen Anstieg auf 51 Pro- zent. Das wären vier Milliarden Betro ene. „Der Markt wird aktuell von Novo Nordisk und Eli Lilly beherrscht, aber andere Firmen sind im Kommen“, sagt Lukas Leu, Fondsmanager bei Belle- vue in Zürich.Die Pipeline der Pharmabranche sei gut gefüllt, berichtet auch Janus-Hender- son-Manager Acker: „Für 2025 erwarten wir einige wichtige Studienergebnisse aus der Spät- phase, darunter die ersten ent- scheidenden Daten für orale GLP-1-Therapien.“ Wenn Pa- tienten nur noch Tabletten schlucken müssten, statt sich regelmäßig Spritzen zu setzen, wäre das ein echter Fortschritt. Lukas Leu, Bellevue: „GLP-1-Präparate sind nicht so neu, wie viele meinen. Zur Diabetesbehandlung kamen sie schon 2005 auf den Markt.“ Kai Brüning, Apo Asset Management: „Adipositas- therapien mit GLP-1-Präparaten sind nicht nur ein Hype, sondern eine langfristige Revolution.“ Lahme Gesundheit Performance* von iShares-ETFs auf verschiedene Indizes Die Entwicklung der Healthcare-Branche fiel an der Börse insbesondere im vergangenen Jahr enttäuschend aus. *aufUSD-Basis IQuelle:Mountain-View 60 % 80 % 100 % 120 % 140 % 160 % 180 % 200 % ’25I 2024 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 S&P 500 Index S&P 500 Healthcare Index fondsprofessionell.at 1/2025 97 FOTO: © BELLEVUE, OLIVER SCHUMACHER I IMAGEKOLLEKTIV GMBH I APO ASSET

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