FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

Fette Gewinne Der Healthcare-Sektor hinkt an der Börse hinterher. Nicht nur die teils günstigen Bewertungen verlocken zum Einstieg, sondern auch die Wachstumsaussichten – etwa bei der Adipositasbehandlung. D er Gesundheitssektor wirkte an der Börse zuletzt eher kränklich. 2024 war das zweite Jahr in Folge, in dem der ent- sprechende US-Branchenindex schlechter abschnitt als der breite S&P 500. „Zwar kann der Sektor manchmal hinter dem Markt zurückbleiben, das Ausmaß der Underperformance war jedoch äußerst ungewöhnlich“, sagt Andy Acker, Portfolio- manager bei Janus Henderson. Rechne man die Jahre 2023 und 2024 zusammen, summiere sich die Performancelücke auf 53 Prozentpunkte. „Das ist der größte Ab- stand in einem rollierenden Zweijahreszeit- raum seit mindestens 1991“, betont Acker. Basierend auf den Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate waren die Aktien aus dem Sektorindex S&P 500 Healthcare im Februar etwa 20 Prozent günstiger bewertet als der Mutterindex. Ein solcher Abschlag komme nur äußerst sel- ten vor, meint Acker unter Berufung auf Bloomberg-Daten, die bis 1995 zurückrei- chen. Lauert hier eine Einstiegschance? Sinnvoll ist zunächst, nach den Gründen für die schlechte Performance des Sektors und den daraus resultierenden Bewertungs- abschlag zu fahnden. Eine umfassende Ant- wort würde sehr vielschichtig ausfallen. Klar ist aber, dass insbesondere in jüngster Vergangenheit zwei Männer dabei eine Schlüsselrolle spielten: Donald Trump und Robert F. Kennedy („RFK“) Junior. Seit der damals noch designierte US-Präsident im Herbst den Spross der Politiker-Dynastie als Gesundheitsminister nominiert hat, ist die Branche in heller Aufregung. Kennedy verbreitet Verschwörungstheo- rien und ist bekennender Impfgegner. „Er kritisierte wiederholt die Sicherheit des Zu- lassungsprozesses von Impfsto en und äu- ßerte während der Corona-Pandemie kon- troverse Ansichten, darunter die Behaup- tung, der Impfsto sei einer der gefährlichs- ten, die jemals hergestellt wurden“, erinnert Sebastian Hofbeck, Analyst und Portfolio- manager beim Vermögensverwalter DJE Kapital. „Er stellte auch die Bedrohung durch das Virus in Frage.“ Ende vergange- nen Jahres sprachen sich sage und schreibe 77 Nobelpreisträger gegen seine Ernen- nung aus, verbunden mit der Warnung, seine Positionen könnten „die Gesundheit der Bevölkerung“ gefährden. Vergebens. Arzneimittelbehörde im Visier Nicht nur auf Impfsto hersteller, auch auf die FDA kommen schwere Zeiten zu. RFK Jr. gilt als ausgewiesener Kritiker der US-Arzneimittelbehörde. „Sollte es zu einer Reform kommen und die FDA dadurch einen erheblichen Teil ihrer Finanzierung verlieren, könnten sich die Zulassungspro- zesse verlängern“, sagt Hofbeck. „Dies hätte negative Auswirkungen auf Pharmaunter- nehmen und Patienten, die auf neue Medi- kamente warten.“ Das Volumen des Gesamtmarktes für GLP-1-Medikamente wie Wegovy, Ozempic und Mounjaro soll Pro- gnosen zufolge von aktuell rund 50 Milliarden US-Dollar bis 2030 auf über 120 Milliarden Dollar steigen. 51 % der Menschen über fünf Jahre werden 2035 übergewichtig oder fettleibig sein. Quelle:PrognosederWorldObesityFederation MARKT & STRATEGIE Gesundheitsaktien 96 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © MATTHEW | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=