FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

eins, schreibt mit Kommilitonen regel- mäßig einen Börsenbrief und hebt mit einem Freund zusammen eine eigene Fondsvermittlung aus der Taufe. Bald steht für ihn fest: Seine Leidenschaft für die Kapitalmärkte soll sein Beruf werden. Die erste Station „Hier war es“, sagt Ho#mann und stoppt vor einem Geschäftshaus im Grüneburg- weg. „Hier hatte ich nachmeinem Studium 1997 mein Vorstellungsgespräch“, berichtet er. In dem unau#älligen Gebäude mit Glaspavillon im Hinterhof hat zu dieser Zeit die DWS ihren Sitz. „Im Erdgeschoss des Pavillons war tatsächlich das gesamte Aktienfondsmanagement Deutschland un- tergebracht, das waren nicht mehr als fünf Leute“, schmunzelt Ho#mann. Nach einem Praktikumwird er im Alter von 24 Jahren direkt als Junior-Portfolio- manager übernommen und ist schon bald für einen Nebenwertefonds mitverantwort- lich, der auch in den Neuen Markt inves- tiert. „Als im Frühjahr 2000 die Blase platz- te, war der Fonds eine Milliarde Euro schwer“, erinnert sich Ho#mann. „In den folgenden drei Jahren hat der Neue Markt fast 90 Prozent verloren, was sich natürlich auch in dem Fonds widergespiegelt hat. Das war schon hart“, sagt er. Diese Erfah- rung habe ihn demütig werden lassen. Raik Ho#mann bleibt der DWS lange treu, managt immer wieder neue Aktien- fonds, die in deutsche, europäische oder globale Small und Mid Caps investieren. „In dieses Gebäude sind wir dann im Jahr 1999 umgezogen“, sagt Ho#mann in der Feldbergstraße. „Die Größe zeigt, wie stark die DWS innerhalb von weniger als zwei Jahren gewachsen ist“, erklärt er. Neustart mit Ende 30 Mit stetigen Mittelzu üssen und zuneh- mender Größe wachsen allerdings auch die Anforderungen an die Fondsmanager. „Irgendwann gab es ständig Meetings, Per- formance Reviews, man durfte von der Hausmeinung kaum noch abweichen, und alles wurde sozusagen gleichgeschaltet“, er- innert sich Ho#mann im Grüneburgpark. Die Vielfalt an Meinungen, die Möglich- keit, sich mit eigenen Ideen zu positionie- ren, sei mit den Jahren mehr und mehr verloren gegangen. Das stört den Portfolio- manager, und so beschließt er mit Ende 30, einen Neustart zu wagen. „Zu dieser Zeit kam Martin Wirth, einer der FPM-Grün- der, auf mich zu“, erzählt Ho#mann.Wirth suchte nach einem Nachfolger für den Manager des FPM Funds Stockpicker Ger- many Small/Mid Cap. Schnell werden sich die beiden einig, 2013 übernimmt Raik Ho#mann den Fonds. „Wir könnten jetzt mal über den neuen Uni-Campus gehen“, schlägt Ho#mann vor. „Da steht auch der Schreibtisch von Ador- no, jedenfalls soll er das sein“, lacht der vergnügte Fondsmanager. Sein eigener Schreibtisch steht seit nun schon fast zwölf Jahren in der dritten Etage der Jugendstil- villa in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Von dort aus managt er den FPM-Fonds. Nichts gegen Wachstum „Wie man an den Fotos im Meeting- raum unschwer erkennen kann, sind wir Value-Investoren“, betont Ho#mann. Die Unterscheidung zwischen den Anlagestilen Value und Growth ndet er allerdings unpassend. „Als Value-Investor habe ich ja nichts gegen Wachstum“, sagt der Stock- picker. „Eigentlich muss man zwischen Value und Momentum di#erenzieren“, n- det er. „Ein Momentum-Player kauft eine Aktie dann, wenn der Kurs stetig steigt, für mich hingegen spielt eine günstige Bewer- tung die wichtigste Rolle“, erklärt er. Und günstig bewertete Aktien von Un- ternehmen mit stabilen, zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen ließen sich in Deutsch- land derzeit massenhaft nden.Die stagnie- rende Wirtschaftslage sei nur ein Grund für die niedrigen Kurse. „Hinzu kommt, dass enorm viel Geld in ETFs ießt, die wenigsten aber deutsche Small und Mid Caps abbilden“, erklärt Ho#mann. Für ihn bedeutet der deutsche Markt, den er besser kennt als irgendeinen ande- ren, Chancen. Eines seiner Lieblingsinvest- ments war die Aktie der Handelsplattform für Gebrauchtwagen Auto 1. „Der Titel kam 2021 zu einem Preis von 38 Euro an den Markt“, sagt Ho#mann. Das Geschäfts- Blick durch die Skulptur „Body of Knowledge“ auf dem neuen Campus der Universität Frankfurt: Raik Hoffmann hat in Leipzig BWL studiert. Während dieser Zeit hat er den studentischen Börsenverein mitgegründet und mit einem Freund sogar eine eigene Fondsvermittlung aus der Taufe gehoben. PORTRÄT Raik Hoffmann I FPM FOTOS: CHRISTOPH HEMMERICH 84 fondsprofessionell.at 1/2025

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