FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

das noch vor zwölf Monaten der Fall war. Mit unserem Kernportfolio investieren wir in Unternehmen, deren Aktien wir wahr- scheinlich auch noch in fünf Jahren halten könnten. Entscheidend sind dabei nach meinem Verständnis die drei Faktoren Qualität, Momentum und Bewertung. Wobei wir aktuell weniger auf das Mo- mentum, dafür aber stärker auf die Aspek- te Qualität und Bewertung Wert legen. Und zum Thema Magni cent Seven muss ich sagen, dass es sich dabei aus meiner Sicht keineswegs um eine eigene Asset- klasse handelt. Heuser: Sondern worum? Barrett: Es sind einfach nur die sieben der- zeit größten Unternehmen der Welt, die neben einer entsprechend hohen Markt- kapitalisierung im Großen und Ganzen sehr pro tabel agieren. Wie bei jedem an- deren Unternehmen analysieren wir diese sieben Unternehmen aus einer Bottom-up- Perspektive, bevor wir investieren.Wir sind in Amazon ziemlich stark übergewichtet, weil wir weiterhin von einer überdurch- schnittlichen Entwicklung überzeugt sind. In Alphabet, Meta, Nvidia und Microsoft halten wir ebenfalls Positionen, die aber kaum von der Benchmarkgewichtung abweichen. In Tesla und Apple sind wir dagegen nicht investiert. John: Aktuell dürfte die Welt voller Men- schen sein, die eine Vielzahl von Gründen finden, nicht in Tesla zu investieren. Aber warum kein Investment in Apple? Barrett: Es steht außer Frage, dass Apple ein wirklich hervorragendes Unternehmen ist, das zudem auch Cash ow generiert. Nur hat Apple zum einen schon länger keine Innovationen mehr gezeigt. Der Haupt- grund für unsere Zurückhaltung ist aber die Bewertung: Die Aktie ist aktuell nicht nur zu teuer, das Unternehmen wächst auch nicht wirklich.Wenn Sie gleichzeitig bedenken, dass Apples fortschrittlichster Chip zu 100 Prozent von einem Unter- nehmen wie TSMC hergestellt wird, dürfte das zudem erklären, warum das taiwanesische Unternehmen inzwischen die größte Aktienposition in unserem Fonds ist. TSMC wird zunehmend zum Dreh- und Angelpunkt all dieser Unter- nehmen, die auf die Entwicklung von An- wendungen der künstlichen Intelligenz setzen. Heuser: Wir können Ihnen nicht ersparen, über die Performance zu sprechen. Zufrie- den sein können Sie damit nicht, oder? Rigeade: So generell, wie Sie das formu- lieren, würde ich das nicht gelten lassen. In einem insgesamt schwierigen Jahr wie 2022, also bevor wir das Management des Fonds übernommen haben, hat der Fonds mit einem Minus von 9,4 Prozent erheb- lich besser abgeschnitten als die Bench- mark und lag am Ende im ersten Quartil unserer Vergleichsgruppe. Im Jahr 2024 haben wir zwar etwas schlechter als der Referenzindex performt, sind aber mit einem Plus von mehr als sieben Prozent immerhin im zweiten Quartil gelandet. Daher waren unsere Ergebnisse sowohl in einem Bullenmarkt als auch in einem Bärenmarkt mehr als nur akzeptabel. Das kann natürlich nichts daran ändern, dass unser Ergebnis im Jahr 2023 auch für uns eine Enttäuschung gewesen ist, wobei die reinen Prozentzahlen nur wenig über die tatsächlichen Gründe aussagen. Heuser: Wie meinen Sie das? Rigeade: Im Jahr 2023 war es weder die Aktienauswahl noch das Anleihen- oder das Währungsexposure, die unser Ergebnis verhagelt haben.Der negative Performance- beitrag kam im Wesentlichen aufgrund unserer Absicherungsstrategien zustande. Der Fonds hatte die Hedging-Positionen aufgrund der schon zu Beginn des Jahres » Wir investieren in Unternehmen, deren Aktien wir wahrschein- lich auch noch in fünf Jahren halten könnten. « Kristofer Barrett, Carmignac Kristofer Barrett, Carmignac Patrimoine MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | J. Hirsch + K. Barrett + G. Rigeade | Carmignac 54 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © NIGEL DICKINSON KREUZ VERHÖR

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