FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

fen. „Der aktive Ansatz verscha t uns mehr Freiräume“, so Hecher. „Wir können Titel auswählen, die einerseits Nachhaltigkeits- kriterien erfüllen, andererseits aber dabei helfen, die Wertentwicklung des Portfolios in die Nähe des Index zu rücken.“ Verdrängungswettbewerb Letzten Endes läuft die Beurteilung akti- ver ETFs auf denselben Kernpunkt hinaus wie bei herkömmlichen Publikumsfonds. „Wenn aktive Strategien den Index nach Kosten nicht übertre en, verlieren sie ihre Rechtfertigung für die verlangten Gebüh- ren“, formuliert es Sebastian Külps, der bei Vanguard das Geschäft in Deutschland und Nordeuropa verantwortet. Der US- Fondsriese hält sich Külps zufolge zwar die Option o en, in Europa aktive ETFs auf- zulegen. „Dabei muss aber die Frage im Vordergrund stehen, welchen Nutzen akti- ve Strategien den Anlegern bieten“, schränkt der Länderchef ein. Damit drängt sich die Frage auf, ob akti- ve ETFs klassische Fonds einmal verdrän- gen werden. Hier gehen die Meinungen auseinander. „Ich erkenne dieses Risiko nicht, denn der Anwendungsfall ist jeweils ein völlig anderer – zumindest derzeit“, meint Stefan Kuhn, der bei Fidelity Inter- national das ETF-Geschäft in Europa ver- antwortet. Er beobachtet eine Zweiteilung. Einerseits würden Anleger indexorientierte Lösungen kaufen, bei denen sie niedrige Kosten sowie eine geringe Abweichung gegenüber dem Vergleichsbarometer wün- schen. In Europa würden aktive ETFs über- wiegend noch zu dieser Gruppe zählen. Andererseits setzten Anleger auf hochkon- zentrierte aktive Strategien. „Aus diesem Grund sehe ich aktive ETFs und aktive Investmentfonds nicht als Konkurrenten“, sagt Kuhn. „Sie ergänzen sich vielmehr.“ Dementsprechend billigt Kuhn aktiven ETFs zwar auch hohes Wachstum zu, sieht in Europa aber bei ETFs den Schwerpunkt nach wie vor bei passiven Strategien. Wachablösung Eine etwas andere Position nimmt BNP- Paribas-Vertriebspro Hecher ein. „Ich den- ke, dass aktive ETFs durchaus herkömm- liche Fonds ablösen können“, meint der Branchenkenner. „Denn die junge Genera- tion investiert völlig anders.“ Sie gehe sehr selten zu einem Berater, informiere sich selbst, wolle selbst entscheiden – „und sie will über ETFs in die Finanzmärkte inves- tieren“, argumentiert er. „Ich bin davon überzeugt, dass aktive ETFs ein starkes Wachstum verzeichnen werden“, zeigt sich Hecher deshalb überzeugt. „Wie jede Nische bergen auch aktive ETFs das Poten- zial, sehr groß zu werden. Das kann im ETF-Markt auch ganz schnell gehen.“ SEBASTIAN ERTINGER FP » Wenn aktive Strategien den Index nicht über- treffen, verlieren sie ihre Rechtfertigung. « Sebastian Külps, Vanguard Passive Größe Verteilung von Europas Fondsvermögen nach Investmentansatz Aktive ETFs könnten einen Kontrapunkt zur voranschreitenden Passivierung in der Welt der Investmentfonds setzen. Quelle:Morningstar 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 Aktiv Passiv Ein Wendepunkt? Nettomittelaufkommen europäischer Fonds Unterm Strich floss in Europa lange nur passiven Fonds frisches Geld zu. Zumindest 2024 wendete sich das Blatt für aktive Ansätze. Quelle:Morningstar -300 -200 -100 0 100 200 300 400 2024 2023 2022 Aktiv Passiv -248,4 -155,2 165,5 122,6 228,1 308,5 Mrd. Euro VERTRIEB & PRAXIS Aktive ETFs 218 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH | VANGUARD

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