FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

beim Sparplan werden Aktienprodukte voraussichtlich immer im Vordergrund stehen. Das Sparplangeschäft wollen Sie generell weiter ausbauen? Ja, denn es bietet aus Anbietersicht viele Vorteile. Sehr viele Kunden investieren sehr viel Geld. Das ganze Vermögen liegt nicht in der Hand eines einzelnen Investors, der von einem Tag auf den nächsten entschei- den könnte, das Geld abzuziehen. Für die ETF-Anbieter stellen Sparpläne planbare, stabile Ertragsströme dar. Um das Geschäft aufzubauen, benötigt es Investitionen. Wenn Direktbanken oder Neobroker das ETF-Sparen ohne Gebühren anbieten, zahlen das oft die Anbieter. Der Einstieg in das Geschäft mag auf den ersten Blick aufwendig erscheinen. Doch wir erhalten dafür eine große Aufmerk- samkeit für unsere Marke – auch bei den Retailkunden. Xtrackers war der Pionier beim ETF-Sparen. Im Rückblick würde ich noch viel mehr Geld für Marketing ausge- ben. Aus Anbietersicht sind ETF-Sparpläne genau das Richtige. Aber das Geschäft benötigt ein ordentliches Budget und aus- reichend Zeit, um gedeihen zu können. Neben den Erfolgsgeschichten rund um ETFs kommt aber immer wieder auch Kritik auf. Ein Vorwurf: ETFs verleiten zu hektischen Käufen und Verkäufen. In der Anfangszeit der ETFs stand tatsäch- lich der Handel im Vordergrund. Sie galten als ein taktisches Werkzeug und als eine Art Futures-Ersatz. Doch die Mentalität hat sich grundlegend gewandelt.Heute geht es den Anlegern nicht mehr ums Zocken, sondern um eine langfristige Geldanlage. Daneben kommen immer neue Strategien im ETF-Mantel auf den Markt, die wieder verschwinden. Etwa Cannabis-Aktien-ETFs oder zuletzt Strategien auf forderungsbesi- cherte Wertpapiere, kurz CLOs. Übertreibt es die Branche bei Innovationen? ETF-Anbieter sind wie ein Supermarkt. Wir bieten einfach alles an – wohlwissend, dass der Großteil des Geldes in relativ wenigen Produkten auf Standardbarome- ter liegt. ETFs auf spezielle Anlageklassen können etwa Portfolio- oder Dachfonds- managern bei der Umsetzung ihrer Multi- Asset-Strategie helfen. Das heißt nicht, dass etwa ein CLO-ETF in jedes Portfolio ge- hört. Aber es gibt bestimmte Kunden, für die das zu einer bestimmten Zeit das rich- tige Instrument ist. Ein anderer Kritikpunkt ist, dass Renten- ETFs eine zu hohe Liquidität vorgaukeln. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass an Tagen von Börsencrashs wie im Covid-Jahr 2020 nur ein Bruchteil der Käufe und Verkäufe in ETF-Anteilsrückgaben mündete. Be- trachten wir zum Beispiel Anleihen als An- lageklasse, so wurden gut 90 Prozent des Umsatzes über den Sekundärmarkt abge- fangen.Hätten Anleger ihre direkt gehalte- nen Anleihen verkaufen wollen, hätten sie mit großen Differenzen bei den Kauf- und Verkaufskursen rechnen müssen. Der Han- del mit einzelnen Anleihen war intranspa- rent und teils ausgetrocknet. Anleihen- ETFs hingegen ließen sich handeln, da sich Käufe und Verkäufe von ETF-Anteilen oft die Waage gehalten haben. Sie haben einen positiven Beitrag zur Liquidität geleistet. ETFs haben eben nicht als Brandbeschleu- niger agiert, sondern vielmehr als Schock- absorber und mitunter sogar als Preis n- dungsinstrument für den Gesamtmarkt. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP » ETFs haben eben nicht als Brandbeschleuniger agiert, sondern vielmehr als Schockabsorber. « Simon Klein, DWS KURZ-VITA: Simon Klein Simon Klein ist weltweiter Vertriebsleiter bei Xtrackers. Bevor er zur DWS kam, verantwortete er Vertrieb und Pro- duktentwicklung bei dem französischen Haus Lyxor, das heute zu Amundi gehört. Zu seinen weiteren Stationen gehören die Deutsche Bank, die Hypovereinsbank und die Bayern LB. Er studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Simon Klein | DWS 214 fondsprofessionell.at 1/2025

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