FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
anderen traditionellen Fondshäusern ge- sellt. „Das ETF-Geschäft ist mittlerweile sehr präsent – auch im Retailmarkt“, be- gründet Schrieber den Schritt. DJE sei bis- lang die Kundengruppe der Selbstentschei- der entgangen, die sich etwa bei Direkt- oder Neobrokern ein eigenes ETF-Portfolio bauen. „Wir scha en nun die Möglichkeit, auch diese Kundengruppe mit passenden Produkten unseres Hauses zu beliefern“, so der DJE-Manager. Kannibalisierung Mit diesem Schritt gehe kein Ertrags- oder Gewinnrückgang einher, versichert Schrieber. „Die Einführung von aktiven ETFs führt nicht zwingend zu einemMar- genverfall bei uns Anbietern“, meint der DJE-Mann. „Einen Kannibalisierungse ekt sehe ich durch den Aufstieg aktiver ETFs nur insofern, als Anleger Geld von Publi- kumsfonds in aktive ETFs eines Asset Managers übertragen“, p ichtet State-Street- Experte Koudelka bei. „Das ist deutlich besser, als wenn die Anbieter Volumen an andere Asset Manager abgeben müssten.“ Zurückhaltender beurteilt Wesselin Kru- schev von der Beratungsgesellschaft Capco die Aussichten. „Ich bezwei e, dass aktive Anbieter durch aktive ETFs im großen Stil zusätzliche Kunden gewinnen werden“, meint der Experte. „ETFs haben im Retail- bereich ein spezi sches Publikum gefun- den: die Selbstentscheider. Bei diesen sind die Kosten das Nonplusultra.“ Fraglich sei, ob diese Gruppe sich tatsächlich aktiven ETFs zuwenden werde. „Immerhin weisen diese in der Regel höhere Kosten als ihre rein passiven Pendants auf.“ Falls aber ein aktiver Fondsmanager seine Bestände aus „normalen“ aktiven Fonds in aktive ETFs dreht, „dann würde sich das durchaus auf die Marge auswir- ken“, betont Kruschev. „Ein Ausweg wäre, dies über andere Produkte und Dienst- leistungen zu kompensieren, etwa über Fondsvermögensverwaltungen“, sagt der Branchenkenner. „Da ist die Branche durchaus er nderisch.“ Weiterer Hebel Zudem verweist Kruschev darauf, dass die Branche noch über andere Hebel ver- fügt, um mit dem sinkenden Gebühren- niveau umzugehen. „Ein wesentlicher Teil der Fondsgebühren in Europa ießt immer noch in den Vertrieb“, betont der Capco- Experte. „Im Zweifel ist der Asset Manager eher geneigt, dem Vertrieb die Vergütung zu reduzieren als sein eigenes Einkommen.“ Der Asset Manager stelle immerhin Kom- petenzen bereit, die auch bezahlt werden müssten. Fest steht: Die einmal eingeleitete Gebührenerosion lässt sich nur schwer umkehren – und sie erfasst die gesamte Branche. SEBASTIAN ERTINGER FP » Ein wesentlicher Teil der Fondsgebühren in Europa fließt immer noch in den Vertrieb. « Wesselin Kruschev, Capco Stetiger Zustrom Anteil des Passiv-Bereichs am Nettomittelaufkommen Beim Neugeldaufkommen haben sich die Passiv-Sparten als feste Größe etabliert. Selbst in Krisenjahren wie 2022 fließt den Indexfolgern Geld zu – nur bei der DWS gab es einen Ausreißer. Quelle:Amundi,DWS,Blackrock,eigeneBerechnung |Blackrock:Einheiten „iShares“und „Institutional Index“ -10 0 10 20 30 40 50 60 70 2024 2023 2022 2021 2020 Passive Rest Amundi Mrd. Euro -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 2024 2023 2022 2021 2020 Passive Rest DWS Mrd. Euro 0 100 200 300 400 500 600 700 2024 2023 2022 2021 2020 Passive Rest Blackrock Mrd. USD VERTRIEB & PRAXIS Indexfonds 210 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © CAPCO
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