FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Dividenden zahlen. Das führt dazu, dass unser ETF auf den S&P 500 die Nettoren- dite des S&P 500 Index wahrscheinlich deutlich übertreffen wird. Ich würde sagen, um 20 oder 30 Basispunkte; die genaue Performance hängt von der Höhe der Divi- dendenrendite ab: je höher die Rendite, desto vorteilhafter für synthetische ETFs. Der ETF ist ein einfaches Produkt, aber in einer Welt, in der Produkte nur drei Basis- punkte kosten, sind diese Zahlen wichtig. Nicht alle Anleger können in Swap-basierte Produkte investieren, weil für sie nur phy- sisch replizierende Indexfonds infrage kommen. Da ist das Fondsdomizil wichtig. Um beim US-Aktienmarkt zu bleiben: Wenn Sie einen in Luxemburg aufgelegten Fonds oder ETF halten, werden Ihre Dividenden wahrscheinlich mit 30 Prozent besteuert. Bei einer Dividendenrendite von zwei Prozent würden Sie also um die 60 Basis- punkte zahlen. Es ist eine kleine Zahl, aber für uns kann sie das 20-Fache der Gesamt- kostenquote des ETF ausmachen. Ein in Irland ansässiger ETF zahlt nur 15 Prozent und damit die Hälfte. Wie sehr interessieren sich die Kunden für diese Details? Noch vor drei, vier Jahren hatten wir weni- ge Kunden, die sich für Swap-basierte Pro- dukte interessierten. In den letzten zwei Jahren haben sich die Anleger mehr mit den Risiken und Vorteilen dahinter aus- einandergesetzt.Die Nachfrage nach Swap- basierten Produkten steigt sehr stark, in der Regel auf US-Aktien, weil es einen echten Grund dafür gibt. Ein relativ junges Phänomen, das sich auch in Europa langsam ausbreitet, sind aktive ETFs. Wie steht Amundi dazu? In den USA sind aktive ETFs ein massiver Trend. Das Segment wächst in Europa, aber man muss im Hinterkopf behalten, dass aktive ETFs in den USA wegen eines Steuervorteils boomen. Der macht sie in den USA attraktiv gegenüber klassischen aktiv gemanagten Portfolios. In Europa gibt es diesen Steuervorteil nicht. Wir schauen uns das natürlich an. Momentan konzentrierenn wir uns auf die beiden Seg- mente aktives Fondsgeschäft auf der einen und passive ETFs auf der anderen Seite. Noch eine Frage zu einem Trendthema: Amundi hat unlängst einen ETF auf indi- sche Staatsanleihen aufgelegt. Indiens Aktienmarkt hat eine Glanz-Dekade hinter sich. Viele sind jetzt skeptisch wegen der hohen Bewertungen. Ist man in einem Anleihen-ETF besser aufgehoben? Wir sind seit Jahren optimistisch für indi- sche Aktien und haben damit recht behal- ten. Ja, die Bewertungen sind höher als zuvor. Davon unabhängig muss man unser indisches Staatsanleihenprodukt sehen, wo auch Momentum eine Rolle spielt: So hat die Indexsparte von JP Morgan 2024 erst- mals indische Staatsanleihen in ihren wich- tigen Emerging Markets Bond Index aufge- nommen, wobei die Quote laufend erhöht werden soll.Unser ETF ist in Rupien deno- miniert, und die Währung hat sich gegen- über dem US-Dollar meist recht stabil ge- zeigt.Wenn man dann noch die Renditen indischer Staatsanleihen anschaut, die in den letzten 20 Jahren zwischen fünf und zehn Prozent lagen, ergibt das in jeder Hinsicht ein sehr gutes Bild. Wir stehen vor einer gesunden Wirtschaft, die von der Regierung unterstützt wird. Ich denke, das ist eine attraktive Komponente in einem diversi zierten Portfolio. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Momentan konzen- trieren wir uns auf die beiden Segmente aktives Fondsgeschäft und passive ETFs. « Vincent Denoiseux, Amundi KURZ-VITA: Vincent Denoiseux Vincent Denoiseux ist Head of Investment Strategy bei Amundi ETF, Index & Smart Beta. Er kommt vom ETF-Anbie- ter Lyxor, der von Amundi übernommen wurde. Denoiseux verfügt über 22 Jahre Erfahrung in den Bereichen quanti- tative Forschung, Derivate, Structuring und Portfoliokon- struktion und war unter anderem bei der DWS leitend tätig. Er graduierte an der École Centrale Paris. FOTO: © LYXOR | AMUNDI VERTRIEB & PRAXIS Vincent Denoiseux | Amundi 206 fondsprofessionell.at 1/2025
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