FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Europas größter Asset Manager Amundi dreht bei den ohnehin günstigen Indexfonds weiter an der Kostenschraube. ETF-Spezialist Vincent Denoiseux erklärt im Interview, wie es weitergeht – und welche Steuerkomponenten man einkalkulieren kann. P assive Produkte gewinnen sowohl bei Privatanlegern als auch bei neuen institutionellen Kundenschichten wie Zentralbanken an Boden, sagt Vincent Denoiseux, Head of Investment Strategy bei Amundi ETF. Herr Denoiseux, der neue US-Präsident Donald Trump verunsichert die Börsen. Was bedeutet das für Anleger? Mehr Vor- sicht bei passiven Produkten? Vincent Denoiseux: Wir haben Ende 2024 einen hohen Zu uss in US-Aktien ver- zeichnet, der sich im Januar fortgesetzt hat. Im Februar änderte sich die Dynamik. Die Zu üsse bei US-Aktien gingen zurück, während Europa die zweitbesten Zu üsse direkt nach den Weltaktien verzeichnete. Europäische Benchmarks hatten eine starke Outperformance zu US-Aktien. Amundi hat vergangenes Jahr den güns- tigsten ETF auf den MSCI USA Index mit nur 0,03 Prozent Management Fee her- ausgegeben. Wie groß muss das Volumen sein, damit so ein Produkt profitabel ist? Zur Kostenkalkulation kann ich keine spe- zi schen Details nennen. Aber natürlich, wenn man einen ETF mit drei Basispunk- ten au egt, muss man Volumen anziehen. Unser Ehrgeiz ist, dass dieses Produkt sehr schnell groß wird. Wir haben hart daran gearbeitet, einen MSCI-USA-ETF mit drei Basispunkten au egen zu können. Es ist bisher Ihr einziges Produkt mit drei Basispunkten. Wie viele andere haben Sie im extremen Low-Cost-Bereich von, sagen wir, um die fünf Basispunkte? Im Bereich von fünf Basispunkten bieten wir bereits etliche ETFs an, zum Beispiel den synthetischen S&P 500 ETF, in dem mehr als 20 Milliarden Euro investiert sind. Als Gamechanger sehe ich, dass wir mit dem Amundi Prime All Country World UCITS ETF – einem globalen ETF, der nur sieben Basispunkte veranschlagt – auch ein Produkt mit sehr breiter Diversi zierung haben. Das kann für einen Privatanleger, einen freien Finanzberater oder einen Ver- mögensverwalter ein wichtiger Baustein sein, da es die Möglichkeit bietet, mit einem Klick eine Streuung über mehr als 40 Länder und 3.000 Aktien zu erhalten. Wir haben im Februar 2024 mit null ange- fangen und innerhalb weniger Monate über zwei Milliarden Euro eingesammelt. Das sagt viel aus über die Nachfrage nach solchen Produkten. Appetit auf ETFs hatten in Europa lange Zeit nur Institutionelle. Jetzt springen die Retailinvestoren auf. Welche Rolle spielen für Amundi Kleinanleger im Vertrieb der neuen, extrem billigen ETF-Generation? Da ETFs für private Anleger über verschie- dene Kanäle zugänglich sind – direkt, über Sparpläne, Paketlösungen und andere Wege –, ist das nicht leicht zu quanti zieren.Mit den großen Institutionen sind wir im Gespräch, da wissen wir oft, wenn sie ein Investment getätigt haben. Wenn ich hier Zahlen nenne, dann eher aus dem Bauch- gefühl heraus. Aber einen Retailanteil von 20 bis 30 Prozent am Volumen halte ich für realistisch. Auf jeden Fall sehen wir einen Trend zu ETFs im Retailbereich. „Die Nachfrage nach Swap-basierten ETFs steigt“ » Wenn man einen ETF mit drei Basispunkten auflegt, muss man Volumen anziehen. « Vincent Denoiseux, Amundi VERTRIEB & PRAXIS Vincent Denoiseux | Amundi 204 fondsprofessionell.at 1/2025
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