FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
packe die Daten hinein, setze den Contai- ner wieder auf, und der Zug fährt weiter.“ In alten Systemen müssten dagegen „an jedem Halt die Waggons einzeln aus- und wieder eingekoppelt werden“, umschreibt der KPMG-Experte die Unterschiede. Doch warum hinkt die Asset-Management- Branche insbesondere in Zentraleuropa da- bei so eklatant hinterher? Die Marktkenner führen drei Hauptgründe hierfür an. Hürden für die Datenwolke „Cloud-Systeme setzen eine bestimmte Infrastruktur voraus“, erläutert Capco-Exper- te Kruschev den ersten Grund. In der Pra- xis würden noch vielfach eigens entwickel- te Programme auf Excel- oder Access-Basis genutzt. „Da hilft keine Cloud.“Denn diese setzt auf eine Standardisierung. „Das ist ihr entscheidender Vorteil“, erklärt Kruschev. „Wenn man individuelle Anwendungen benötigt, würde dies hohe Investitionen erfordern – zumal man nicht nur eine, son- dern häu g eine ganze Reihe von eigens entwickelten Anwendungen ersetzen müss- te.“ Programme auf Cloud-Basis müssten angepasst werden, um die Aufgaben der alten Software zu übernehmen. Der zweite Grund: „Die Asset Manager halten teils selbst an den gewachsenen Strukturen fest“, meint Nau- mann. „Sie erachten die Mög- lichkeit, ihren Kunden etwa bei Mandaten oder Spezialfonds einen hohen Individualisie- rungsgrad bieten zu können, als wichtiges Element ihres Ge- schäftsmodells.“ Dies würden sie noch mit einem maßge- schneiderten Reporting ergän- zen. „Für mich stellt sich jedoch die Frage, ob sich das hohe Maß an Individualisie- rung für die Asset Manager am Ende wirklich rentiert“, gibt der KPMG-Experte zu bedenken. Denn entlang der Wertschöp- fungskette würden sich die anfallenden Kosten für Sonderprozesse und spezielle Daten immer weiter auf- addieren. „Unterm Strich lohnt sich das oftmals wahrscheinlich nicht.“ Drittens verweist Naumann auf die andere Marktstruktur in Europa. „Die glo- balen Akteure kennen das zentraleuropäi- sche Konzept mit Kapitalverwaltungsgesell- schaft, Asset Manager und Verwahrstelle in dieser Form nicht“, führt der KPMG-Mann aus. In Europa sei historisch eine andere Struktur gewachsen – die den Umgang mit Daten erheblich komplexer werden lasse. „Hierzulande kursieren Vorbehalte gegen- über cloudbasierten Systemen“, resümiert Naumann. „Doch nur so ergibt Standardi- sierung einen Sinn, und nur so lässt sich das Geschäft bestmöglich skalieren.“ Leidensdruck Bei dem letzten Punkt haben einzelne Asset Manager nicht viel Spielraum. Hier müsste sich die Branche auf Standards für einen modernen Datenaustausch einigen. Beim ersten Punkt kommt es auf den Lei- densdruck an. Solange der Betrieb alter Insellösungen nicht so teuer ist wie die In- vestition in neue Systeme, die auch die Auf- gaben der alten, selbstgebastelten Program- me übernehmen, sehen viele Fondshäuser keinen akuten Handlungsbedarf. Auch der dritte Punkt, das Angebot der Individuali- sierung, folgt einer betriebswirtschaftlichen Abwägung. Was jedoch den Handlungs- druck rasch erhöhen kann, sind regulatorische Vorgaben. Branchenkenner Naumann erkennt Zeichen, dass bei den Asset Managern der Umgang mit Daten an Bedeutung ge- winnt. „Verschiedene Häuser, die ihr Datenmanagement aus- gelagert hatten, schauen sich sehr genau an, wie sie dieses wieder ins eigene Haus holen können“, berichtet der Experte und mahnt: „Jeder Asset Ma- nager, der wettbewerbsfähig oder überhaupt noch überle- bensfähig sein will, muss seine Daten im Gri haben.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Expansionsmotive Welche Gründe Asset Manager für einen Zukauf nennen Daten spielen für Asset Manager eine zentrale Rolle. Doch Anlass für einen Zukauf sind sie eher selten. Quelle:PwC |Umfrageunter264AssetManagern,2024 0% 20% 40% 60% Zugang zu Datenanalyse und KI Zugang zu neuer Technologie Kundenerfahrung verbessern Kosten reduzieren Produktentwicklung beschleunigen Markzugang ausbauen Effizienz steigern Zugang zu Expertenwissen Anteil der Nennungen 73 % 69 % 60 % 50 % 29 % 29 % 28 % 23 % » Jeder Asset Manager, der wettbewerbsfähig oder überhaupt über- lebensfähig sein will, muss seine Daten im Griff haben. « Kevin Naumann, KPMG fondsprofessionell.at 1/2025 199 FOTO: © KPMG
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