FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Wir sind gerade dabei, ein im Bereich der künstlichen Intelligenz operierendes Unter- nehmen zu erwerben, um es gewisserma- ßen auf Vordermann zu bringen. Früher hätten wir über einen solchen Schritt mehr oder weniger ad hoc auf der reinen Ma- nagementebene entschieden.Durch unsere neue Struktur müssen wir künftig den Stif- tungsvorstand und den Aufsichtsrat mit- einbeziehen, die eine solche Maßnahme natürlich genehmigen müssen. Aber da- durch ändert sich im Grunde nichts Wesentliches – zumindest nicht auf der operativen Ebene, auf der strategischen Ebene der von uns angebotenen Produkte und Lösungen dagegen schon. Ein ETF wird es aber nicht sein, wenn ich Ihre jüngsten Äußerungen dazu richtig verstanden habe. Sie vermuten richtig. Auch wir haben natürlich beobachtet, dass im Moment sozusagen alle Welt auf ETFs schaut, weil dieser Bereich enorm hohe Zu üsse ver- zeichnet. Deshalb haben auch wir erwo- gen, ein entsprechendes Produkt aufzu- setzen, und haben sogar eine umfangreiche Befragung unserer Kunden dazu durch- geführt. Wir waren zudem in Gesprächen mit einer großen deutschen Fondsgesell- schaft, die bereit gewesen wäre, das auch mit uns aufzusetzen. Am Ende haben wir uns aus verschiedenen Gründen erst ein- mal dagegen entschieden. Die konkret worin bestanden? Es waren zum einen die Kosten, zum an- deren die dafür nötigen Mindestvolumina, die in beiden Fällen viel zu hoch für uns wären. Wir hätten zunächst einmal hohe Geldbeträge aufbringen müssen, um uns in die entsprechende Plattform einzu- kaufen. Außerdem gibt es auch in diesem Geschäft entsprechende Kickbacks, was mir bis dahin überhaupt nicht bewusst gewesen ist. Am Ende hätten wir den da- für nötigen Marktanteil nicht erreicht, kaum etwas daraus verdient, aber viel Ar- beit und viel Geld hineingesteckt. Ich will gar nicht ausschließen, dass wir das Thema ETF vielleicht noch einmal unter anderen Vorzeichen angehen. Aber die Auseinan- dersetzung mit dem Thema hat uns im- merhin auf eine ganz andere Idee ge- bracht. Das macht neugierig. Ich nenne es gern die Entdeckung der Langsamkeit. Ganz einfach, weil wir bei der Suche nach einer für unsere Art zu arbeiten und für die in unserer Gesellschaft vorhandenen Stärken besser geeigneten Story erkannt haben, dass wir für dieses schnelle Spiel eines „Wisch und weg“, wovon gerade auch das ETF-Geschäft ge- prägt ist, nicht wirklich geeignet sind. Aber auf die Langsamkeit beim Investieren, auf eine eingehende Fundamentalanalyse und sinnvolle Langfristentscheidungen, darauf verstehen wir uns. Erzählen Sie mehr. Wir halten schon länger eine Beteiligung an dem bereits 2019 gegründeten Fintech- Unternehmen Exaloan mit Sitz in Frank- furt. Die Gesellschaft hat sich auf die Ent- wicklung von Technologien für die digitale Kreditvergabe und die prädiktive Kredit- » Am Ende haben wir uns aus verschiedenen Gründen erst einmal gegen die Auflage eines ETF entschieden. « Hendrik Leber, Acatis FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 1/2025 195
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