FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

Bei der Auswertung unstrukturierter Datenmengen sind Algorithmen demMenschen längst weit überlegen. Davon ist Acatis -Gründer Hendrik Leber überzeugt. Bei allem, wo es um Innovation geht, hat seiner Ansicht nach aber der Mensch noch die Nase vorn. F ür kurze Zeit hatten Hendrik Leber und seine Mitstreiter bei Acatis Invest- ment mit Plänen zur Au age eines eigenen ETF geliebäugelt. Draus geworden ist am Ende nichts. Die Gründe dafür nennt der umtriebige Value-Investor im Interview, das wir mit ihm führen konnten. Darin erklärt er auch, warum seine Fondsgesellschaft vor Kurzem eine neue Partnerstruktur bekom- men hat. Und er beantwortet eine Frage nach seinen persönlichen Zukunftsplänen, die sich inzwischen viele Marktteilnehmer stellen. Herr Leber, zu Beginn des Jahres haben Sie die Fondsgemeinde zeitweise in Alarm versetzt mit Schlagzeilen wie „Acatis geht an eine Stiftung“. Was steckt dahinter? Hendrik Leber: Die Schlagzeile stammte allerdings nicht von mir ( lacht ). Das Dum- me ist: Meine Frau und ich als die Mehr- heitseigner, wir sind beide sterblich. Acatis ist zwar eine gesunde, pro table und stabile Fondsgesellschaft, aber wenn einer von uns beiden stirbt, sind die Steuern so hoch, dass sie die Firma gefährden könnten. Das woll- ten wir vermeiden und haben daher un- sere Gesellschaft in eine Familienstiftung hinein geschenkt, um sie steuerlich ge- schützt aufzustellen und so den Fortbe- stand von Acatis zu sichern. Aber warumMünchen als Sitz der Stiftung und nicht Liechtenstein? Das deutsche Stiftungsrecht ist zwar um- ständlich – wir haben immerhin drei Jahre gebraucht für die Umsetzung –, aber es ist am Ende gar nicht so schlecht. Zum einen hat die Münchner Stiftungsaufsicht einen exzellenten Ruf. Zum anderen hat der ehe- malige Bankier Jörg Engelbrecht-Cramer neben meiner Frau und mir die Führungs- verantwortung unserer Familienstiftung übernommen, und er wohnt in München. In seiner Zeit als Vorstandschef von Hauck und Aufhäuser hat er uns 1997 den Weg geebnet zur Au age des Acatis Aktien Glo- bal Fonds, wofür wir ihm bis heute sehr dankbar sind.Deshalb haben wir Liechten- stein nie in Betracht gezogen und sind im deutschen Recht geblieben. Hier ist eben schon meine Heimat. Damit verbunden ist aber auch eine neue Partnerstruktur bei Acatis. Klären Sie uns auf? Mit dem Blick auf eine langfristige Nach- folgeplanung haben wir das Beratungshaus Oliver Wyman beauftragt, eine möglichst sinnvolle Partnerstruktur für unser Unter- nehmen zu erarbeiten. Durch die jetzt gefundene Lösung wird es künftig zwei Gruppen von Partnern geben, die einen gewissen prozentualen Anteil am Gewinn der Gesellschaft haben. Das eine sind Exe- cutive Partner in Managementfunktion und als zweite Gruppe sogenannte Asso- ciate Partner – Mitarbeiter, die sich schon langjährig bei uns einbringen, aber keine Managementfunktionen übernehmen. In beiden Fällen sind es ungefähr zehn Leute. Verändert sich dadurch etwas für das ope- rative und vor allemdas investive Geschäft von Acatis insgesamt? „Werden eine Dreiteilung der Fondswelt erleben“ » Ich habe durchaus vor, noch sehr lange zu arbeiten. Aber ich muss nicht mehr unbedingt alles selbst machen. « Hendrik Leber, Acatis VERTRIEB & PRAXIS Hendrik Leber | Acatis 194 fondsprofessionell.at 1/2025

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