FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

Tücken der Trauung In der Asset-Management-Branche stehen mehrere Hochzeiten an. Manch geplanter Zusammenschluss verlief aber im Sande. Zudem stellt sich die Frage, ob Fondsanleger von Fusionen profitieren. D as Antlitz der Asset-Management- Industrie ist einem markanten Wan- del unterworfen. Im europäischen Markt entstehen zumindest zwei neue Riesen. Weitere Transaktionen könnten folgen.Wie sehen diese Deals genau aus? Und auf wel- che Folgen müssen sich Fondsanleger bei einer Fusion einstellen? Festgezurrt ist der Kauf von Axa Invest- ment Managers durch die französische Großbank BNP Paribas. Im August hatten beide Seiten exklusive Verhandlungen an- gekündigt. Im Dezember unterzeichneten sie dann den Vertrag. Die Gesellschaften werden zusammen ein Vermögen von rund 1,5 Billionen Euro verwalten. BNP Paribas blättert 5,1 Milliarden Euro für Axa IM auf den Tisch. „Da sich die Konsolidierung in der Asset- Management-Branche beschleunigt und der Wettbewerb zunimmt, haben wir ver- schiedene Optionen geprüft, um die Ent- wicklung von Axa IM zu sichern, unser Geschäftsmodell weiter zu vereinfachen und das Versicherungsgeschäft im Einklang mit den strategischen Zielen auszubauen“, begründete Axa-Chef Thomas Buberl sei- nerzeit den Verkauf. „Mit diesem Projekt positioniert sich BNP Paribas als führender Akteur im europäischen Asset Manage- ment“, argumentiert Jean-Laurent Bonnafé, Vorstandschef von BNP Paribas. „Es wird ein leistungsstarker Motor für unser Wachs- tum sein.“ Das Übereinkommen zwischen den bei- den Seiten hat einen kuriosen Neben- aspekt. Axa IM hat erst 2022 angekündigt, eine Plattform für börsengehandelte Index- fonds (ETFs) aufbauen zu wollen. Dabei hat die Asset-Management-Tochter des Pa- riser Versicherungskonzerns bis 2009 mit BNP Paribas ein Joint Venture betrieben, seinen Anteil an der Palette aber an den Partner abgegeben. Die französische Groß- bank betreibt die Marke Easy-ETF weiter- hin. Axa IM hat seit dem Neustart eine Palette von 14 ETFs aufgebaut. Kaum Überlappungen Allein mit Blick auf die ETF-Sparten er- scheine die Transaktion durchaus sinnvoll, meint Detlef Glow, Leiter des globalen ETF-Research beim Analysehaus LSEG Lipper. Denn Axa IM habe praktisch nur aktive ETFs im Sortiment, während BNP Paribas AM überwiegend Indexfolger an- biete. „Das bedeutet, dass es bei den beiden Produktpaletten keine Überschneidungen geben wird, was bei einer derartigen Trans- aktion eher selten ist“, erläutert Glow. Auf einem anderen Blatt steht aber das Sorti- ment an herkömmlichen Publikumsfonds. Bei dem innerfranzösischen Deal soll es nicht bleiben. Denn im November 2024 verkündeten der italienische Versicherer Generali und die französische Großbank BPCE, dass sie eine nicht bindende Verein- barung geschlossen hätten, ein Gemein- » Bei großen Übernahmen werden die Fondspaletten häufig rationalisiert. « Mathieu Caquineau, Morningstar Ring an den Finger und ab in die Flitterwochen: Einem Zusammen- schluss von Asset Managern gehen oft lange Verhandlungen voraus. Dennoch kann es nach der Hochzeit zu Enttäuschungen kommen. VERTRIEB & PRAXIS Konsolidierung 190 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © PROSTOOLEH | STOCK.ADOBE.COM

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