FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat jedemResort einen Bürokra- tieabbau um20 Prozent vorgegeben. Ist da auch was für Sie dabei? Kammel: Es ist ein aufgelegter Schmäh, wenn ich zuerst die Regulierung rauf- schraube, dass ich sage, ich reduziere sie jetzt um ein paar Prozent. Berghammer: Noch dazu, wo die Retail In- vestment Strategy von mehr Regulierung spricht. Wir sind nicht in einer Deregulie- rungsphase. Frau von der Leyen hat sich unseren Bereich, glaube ich, nie angeschaut. Sie leiten also für Ihren Bereich keine Hoff- nungen aus den Kommissionsankündigun- gen ab? Berghammer: Ich bin Optimist, aber auch Realist. Nein, ich erwarte mir nichts für den Bereich. Wenn eine Kommissionspräsidentin so eine Aussage macht, dann müssen die Ideen sprudeln, womit man im Lobbying vor- spricht.Welche erleichterndenMaßnahmen müsste die EU zuallererst setzen? Berghammer: Wir brauchen wieder mehr Zeit für die Kunden, weniger für die Ver- waltung. Und es muss einmal ein klares Bekenntnis von Seiten der Kommission kommen, dass im Finanzsektor der Unter- nehmer nicht von vornherein der Ver- brecher ist. Kammel: Eine einzige Änderung würde viele Probleme lösen: Unterziehen wir jede Regulierungsmaßnahme einer Kos- ten-Nutzen-Analyse. Erst wenn der Nutzen die Kosten übersteigt, machen wir die Änderung. Solche Beurteilungen sind ja bei EU-Geset- zen immer begleitend dabei … Kammel: Ja, aber sehr eingeschränkt. Man- che der Impact Assessments oder Back- ground Studies der EU gehen in diese Richtung. Aber es ist etwas anderes, wenn ich einen Strich ziehe und sage, was es kos- tet und bringt. So etwas gibt es für die RIS nirgendwo. Und schauen Sie sich einmal österreichische Gesetze an, da steht oft nur ein Einzeiler: „Es sind keine wirtschaft- lichen Auswirkungen erwartbar.“ Wie geht es jetzt mit der Studie weiter? Berghammer: Wir nutzen die Studie natür- lich in der Interessenvertretung auch auf europäischer Ebene, insbesondere weil wir vor einer IDD-Revision stehen. Wir arbei- ten mittlerweile schon in die Richtung, dass wir sagen, verbreitern wir bitte nicht das, was in der RIS kommt. Der nächste Schritt ist, dass wir versuchen, unsere Anlie- gen mit dem neuen österreichischen Kom- missar Magnus Brunner zu besprechen. Wie kräftig ist denn die Stimme Österreichs oder der österreichischenMakler innerhalb der Europäischen Union? Berghammer: Es gibt ein neues Parlament. Eine Zeit, wie wir sie hatten, mit Othmar Karas und Werner Langen (langdienende österreichische und deutsche Abgeordnete der Volkspartei-Fraktion, Anm.), die haben wir nicht mehr. Aber das heißt nicht, dass wir schlecht aufgestellt sind. Fachverbands- geschäftsführer Erwin Gisch und ich sind seit zehn Jahren regelmäßig im Parlament. Wir nden neue Zugänge. Wie lange wollen Sie das noch machen? Man hört, Sie denken ans Aufhören. Berghammer: Es gibt ein paar Themen, die mir wichtig sind.Das Provisionsverbot und dass wir eine IDD-Revision auf Schiene kriegen. Aber Nachfolge ist ein Thema, ja. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP VITA: Christoph Berghammer Seit 2016 Obmann des Fachverbands der Berater und Makler in Versicherungsangelegenheiten in der Wirtschaftskammer (WKO). Davor war Berghammer bereits viele Jahre führend in WKO-Gremien tätig. Er ist Vorstand im europäischen Versicherungsmaklerverband BIPAR und geschäftsführender Gesellschafter der Cebco Versicherungsmakler GmbH. » Es muss ein Bekennt- nis von der Kommission kommen, dass der Unternehmer nicht der Verbrecher ist. « Christoph Berghammer, WKO FOTO: © GÜNTER MENZL FONDS & VERSICHERUNG Christoph Berghammer + Armin Kammel | WKO 158 fondsprofessionell.at 1/2025

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=