FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Das geplante EU-Provisionsverbot verdrängt Versicherungsmakler, die seriös beraten, während es den Strukturvertrieb stärkt, sagen Makler-Obmann Christoph Berghammer und Unternehmens- berater Armin Kammel. D as in der EU Retail Investment Strate- gy (RIS) vorgeschlagene Teilprovisi- onsverbot wird kommen, sagen Versiche- rungsmaklerobmann Christoph Bergham- mer und Finanzmarktberater Armin Kam- mel. Ein Makler, der sich als unabhängig bezeichnet, darf dann keine Zuwendungen von Produktherstellern mehr erhalten, sondern müsste vom Kunden ein Honorar verlangen. Eine Studie von Kammel sieht drastische Auswirkungen. Herr Berghammer, die ausgeschiedene EU- Finanzkommissarin Mairead McGuinness hat ein Teilprovisionsverbot eingeleitet. Nach der EU-Wahl sind die Karten neu gemischt. Neue Kommission, neues Glück oder neue Kommission, neues Leid? Christoph Berghammer: Das lässt sich noch nicht sagen. Wir haben Anfang des Jahres beim Meeting von BIPAR (Vereinigung europäischer Versicherungsvermittler,Anm.) Mitarbeiter von Kommission und Aufsicht getroffen. Da war klar, wir sind im Mo- ment nicht Hauptthema der Kommission. Was aber nicht heißt, dass das Provisions- verbot vom Tisch ist.Die Retail Investment Strategy steht kurz vor dem Trilog. Und es wird ein Provisionsverbot für die unabhän- gige Beratung herauskommen. Kommis- sion, Rat und Parlament waren sich ja schon einig. Was neu dazukommt: Die Europäische Aufsichtsbehörde will die Va- lue-for-Money-Idee in den Nichtlebens- bereich übertragen. Das hätte enorme Aus- wirkungen. Deshalb haben wir die Studie von Professor Kammel erstellen lassen. Da geht es der Versicherungsaufsicht EIOPA auch um ein Provisionsverbot ab- seits von Veranlagungsprodukten? Berghammer: EIOPA ist im Moment gar nicht so sehr ein Freund von Provisionsver- boten. Sie stellt aber die Preis-Leistungs- Idee in den Vordergrund. Wir befürchten, dass man dann bei der IDD-Revision (EU- Versicherungsvertriebsrichtlinie, Anm.) sagt, ein Produkt ist besser, weil billiger, indem es keine Provision hat. Das ist der einfachs- te Weg.Wir müssen auf diese ideologische Diskussion vorbereitet sein. Herr Kammel, in Ihrer Studie errechnen Sie einen Einbruch der Vermittlerzahlen und der Umsätze um 50 bis 70 Prozent bei einem umfassenden Provisionsverbot. Wie kommen Sie auf diese Zahl? Armin Kammel: Wir haben in Europa sehr verschiedene Vermittlermodelle. Wenn man die Niederlande und gewisse skandi- navische Länder ausnimmt, ist Kontinental- europa weitgehend provisionsgetrieben. Im angelsächsisch dominierten Raum, wo es viele Independent Financial Advisors (IFAs, Anm.) gibt, zieht das andere Vergütungs- modelle nach sich. Es ist gefährlich, das angelsächsische System, das aus einer ganz anderen Struktur kommt, über das euro- päische zu legen. Sie sagen, in Großbritannien kam das Pro- visionsverbot aus einer anderen Begrün- dung heraus? Kammel: Es gibt ein Missverständnis. Man- che haben die Ansicht, dass es den Struk- turvertrieb gibt, der verkauft, was Provision „Wir wollen, dass auch wir Wahlfreiheit haben“ » Man will die Value- for-Money-Idee in den Nichtlebensbereich übertragen. Das hätte enorme Auswirkungen. « Christoph Berghammer, WKO FOTO: © GÜNTER MENZL FONDS & VERSICHERUNG Christoph Berghammer + Armin Kammel | WKO 154 fondsprofessionell.at 1/2025
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