FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Vertrauen ssache Der ELTIF ist durch das zunehmende Produktangebot so präsent wie nie zuvor. Nun müssen die Anbieter das Vertrauen der Berater und Anleger gewinnen, damit aus Hoffnung Umsatz wird. A uf dem diesjährigen FONDS profes- sionell KONGRESS waren die Private Markets so gut vertreten wie schon lange nicht mehr. Grund dafür ist der European Long-Term Investment Fund, kurz ELTIF. Über dieses Vehikel können Privatanleger strukturiert Seite an Seite mit institutionel- len Investoren in die Privatmärkte investie- ren. Auf den Markt kommen nun laufend Produkte von namhaften Asset Managern, die im institutionellen Bereich seit Jahr- zehnten Geschäfte in den Assetklassen Pri- vate Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien in Milliardenhöhe machen. Die Bedeutung der Private Markets wird vielfach verkannt, obwohl sie in einem real- wirtschaftlichen Aspekt bemerkenswert größer sind als der ö entliche Markt: Nur ein Bruchteil aller Unternehmen notiert an der Börse, und die Zahl der Börsengänge ist seit einigen Jahren rückläu g. Delistings liegen statt dessen im Trend. Darüber hinaus nimmt die Relevanz des privaten Kapitals mit den nanziellen Her- ausforderungen am Standort Europa zu, die sich aus den immensen Investitionen im Energie- und Infrastrukturbereich erge- ben. Das zeigt der im Herbst 2024 veröf- fentlichte Bericht „The Future of European Competitiveness“ des früheren Chefs der Europäischen Zentralbank und ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi. Er fordert zwar – auch über Schul- den – mehr ö entliche Investitionen, gleichzeitig betont er aber, dass zur Finan- zierung der europäischen Zukunft das Kapital privater Investoren notwendig sei. Prominenter Fürsprecher Auf der internationalen Immobilienmes- se Mipim Anfang März, die Draghi erö - nete, erklärte er, dass nicht alles ö entlich nanziert werden müsse. In Bezug auf den Immobiliensektor sprach er private Kredit- fonds (Debt Funds) als alternative Finan- ziers für die Wirtschaft an. Sie sind weniger reguliert als der Bankensektor und können nicht zuletzt deshalb exibler Darlehen ausreichen. Die Worte des ehemaligen Notenbankers kommen zur rechten Zeit als Schützenhilfe für den vor zehn Jahren eingeführten ELTIF, der jahrelang links liegen gelassen wurde. Erst seit 2024, nach einer Novellierung, beginnt das Vehikel nun als ELTIF 2.0 bei den Investment Managern langsam Fuß zu fassen. Jetzt ist der Vertrieb gefragt. Der steht jedoch vor einigen Herausforderungen: Erstens muss man sich mit der Materie Private Markets, seinen Anlageklassen und den Besonderheiten des ELTIF-Vehikels, beispielsweise hinsichtlich der Ausstiegs- möglichkeiten, eingehend beschäftigen.Die einzelnen Fonds können im Detail sehr unterschiedlich sein. Und zweitens sind die Privatmärkte und die neuen Produkte für Privatanleger zum langfristigen Kapitalauf- bau zwar sehr gut geeignet, allerdings nicht für jeden. „Es ist wichtig, dass der ELTIF nur von aufgeklärten Anlegern gezeichnet wird, die bereits breit veranlagt sind“, betont Alexander Prawitz, Leiter der deutschen Niederlassung von Schroder Investment Management, im Gespräch mit FONDS professionell. Um Anlegerenttäuschungen im Vorfeld zu verhindern, muss allen klar sein, dass der ELTIF kein Erst- und Schwerpunktpro- Der ELTIF rückt Private Assets in das Licht der Öffentlichkeit. Die Renditen sind attraktiv, die geringe Korrelation zu anderen Assets ist ein gutes Argument. Der Vertrieb muss nun das Vertrauen der Anleger gewinnen. SACHWERTE ELTIF 144 fondsprofessionell.at 1/2025 FOTO: © LOVE THE WIND | STOCK.ADOBE.COM
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