FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Fast alle semiliquiden Fonds können ge- schlossen werden, wenn in einem Quartal mehr als fünf Prozent des Gesamtvolu- mens ab ießen. Wenn das einmal passiert, ist das ELTIF-Thema wahrscheinlich ver- brannt. Das müssen wir verhindern. Wie wollen Sie das verhindern? Es ist die Aufgabe der Vertriebspartner sicherzustellen, dass der Kunde mit einem kleinen Vermögen, der vielleicht,wenn viel- leicht das Auto kaputt wird, sofort an das Kapital kommen muss, nicht in den ELTIF investiert. Aus diesem Grund haben wir die Mindestbeteiligung bewusst bei 10.000 Euro angesetzt, damit der ELTIF wirklich nur von Kunden gezeichnet wird, die ein bisschen mehr Vermögen haben. Alle Anbieter sind sich einig, dass der ELTIF ein Ergänzungsprodukt zur Diversifikation eines Portfolios ist. Das impliziert, dass der Kunde schon ein größeres Portfolio hat. Wäre es nicht ehrlicher, den Anlegern den ELTIF nur als langfristiges Investment anzubieten? Denn eine Vorsorgewohnung erwirbt man auch nicht nur für drei bis fünf Jahre. In einem idealen Portfolio bilden Private Markets das Fundament und drumherum sind die Fixed-Income-Investments und Aktien, die verkauft werden können. In welcher Dimension soll dann der ELTIF in einem Portfolio gewichtet sein? Institutionelle Investoren haben ungefähr eine Quote von 20 bis 25 Prozent im Pri- vate-Markets-Bereich, bei Family O ces sind es teilweise 40 bis 50 Prozent. Denn sie haben so viel Kapital, dass sie die Illiqui- dität verkraften. Bei kleinen Investoren wür- de ich fünf bis zehn Prozent vorschlagen, bei Vermögenderen bis zu 20 Prozent. Wie sieht die Strategie Ihres Multi Private Asset Navigator Fund aus? Unser ELTIF ist ein Dachfonds, der 85 Pro- zent des Fondsvolumen in Fonds von un- seren Investmentgesellschaften im Bereich Private Assets investiert. Unser Vorteil ist, dass wir in allen Private-Markets-Segmen- ten spezialisierte Tochtergesellschaften haben, zum Beispiel AEW bei Immobilien und Mirova bei Infrastruktur. Sie sagten imVortrag, dass PrivateMarkets sensitiv auf die Konjunktur reagieren. Wie schätzen Sie den Investitionsstandort Euro- pa ein, der sich in Mitteleuropa in einer Wirtschaftskrise befindet? Wir sind global aufgestellt und erhöhen ge- zielt das Exposure in den USA und in Asien. In Europa nden wir aktuell den Infra- strukturbereich und den Ausbau erneuer- barer Energien spannend. Hier sind 12 bis 13 Prozent IRR-Rendite möglich. Wie groß wird der Europa-Anteil in Ihrem ELTIF sein? Die regionale Allokation ist dynamisch und kann je nach Marktphase schwanken. Aus heutiger Sicht ist zunächst eine Euro- pa-Gewichtung von mindestens 50 Pro- zent zu erwarten. In den USA gab es einen Präsidentenwech- sel, in Europa wird der „Green Deal“ der EU-Kommission aufgeweicht. Die Politik » Von manchen Markt- teilnehmern wird der ELTIF mit liquiden Vehikeln gleichgesetzt. Das ist aber definitiv nicht richtig. « M i c h ae l J ä g e r , N a t i x i s FOTO: © NIKOLA HAUBNER fondsprofessionell.at 1/2025 139
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