FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025

Die KI-Experten Ulrich Bodenhofer von der FH Hagenberg und David Striegl von Kepler Fonds geben einen Einblick in die prak- tische Anwendung von KI im Portfoliomanagement – und räumen mit Missverständnissen und falschen Erwartungen auf. M ittlerweile nutzen viele Asset Mana- ger künstliche Intelligenz im Bereich Portfoliomanagement, ungern lassen sich die Anbieter dabei in die Karten sehen. Etwas o ener geht die österreichische Kepler Fonds KAG mit dem Thema um. Mit David Striegl, Leiter des Aktienfonds- managements, und dem externen Berater Prof. Ulrich Bodenhofer von der FH Hagenberg verfügt das Fondshaus über eine ausgewiesene Expertise in diesem Bereich und nutzt diese bereits seit einiger Zeit in allen Aktienportfolios. Wie KI in der Praxis eingesetzt wird, welche Grenzen es dabei gibt und warum die Erwartungs- haltung an die neue Technologie oftmals viel zu groß ist, erklären die beiden Exper- ten im Gespräch. Herr Prof. Bodenhofer, Sie kommen eigent- lich aus dem Bereich „Machine Learning“. Was ist eigentlich der Unterschied zu KI? Prof. Ulrich Bodenhofer: Künstliche Intelli- genz beziehungsweise Arti cial Intelligence ist der breiteste und älteste Begriff. Das umfasst eine ganze Reihe von Methoden, die heute alle unter der Dachmarke künst- liche Intelligenz zusammengefasst werden. Und die maschinellen Lernverfahren sind ein Teil davon. Das heißt, Machine Lear- ning ist ein Teil von KI. Der Begriff KI kommt eigentlich aus den 1950er-Jahren und ist deutlich älter, als von vielen viel- leicht angenommen wird. Machine Lear- ning kommt so aus den 1970er-Jahren. Und seit 12 bis 14 Jahren gibt es das soge- nannte Deep Learning. Das sind spezielle Methoden im Machine Learning, basie- rend auf sehr großen, komplexen neuro- nalen Netzen, die mit sehr großen Daten- mengen trainiert werden. Deep Learning ist ein Teilgebiet des Machine Learnings und hat im Prinzip den Hype der letzten Jahre befeuert. Vor zwei Jahren hat das natürlich noch einmal einen ordentlichen Turbobooster mit ChatGPT bekommen. Warum sprechen dann alle von KI und nicht von Deep Learning? Bodenhofer: Na ja, in der aktuellen Ent- wicklung steckt schon auch viel Marketing. Wir haben den Begriff künstliche Intel- ligenz lange nicht verwendet. Der war ab 1970 in der Mottenkiste, weil es schon damals einen Hype gab – und die darauf folgende Enttäuschung, da man sich zu viel erhofft hatte. Mit Deep Learning wurde der Begriff künstliche Intelligenz nun wie- der aus der Mottenkiste geholt. Und mit den aktuellen Möglichkeiten sind viele unglaubliche Dinge möglich, für viele unbedarfte Beobachter handelt es sich dabei um „künstliche Intelligenz“. Und ich glaube schon auch, dass es ein Marketing- thema ist, weil der Begriff künstliche Intel- ligenz in den Köpfen der Menschen sehr verwurzelt ist. Das heißt, praktisch jeder kann sich unter dem Begriff künstliche Intelligenz einfach viel mehr vorstellen als unter Deep Learning. Oder anders for- muliert: Den Begriff künstliche Intelligenz kann man viel leichter verkaufen als Deep Learning, wo nur wenige Eingeweihte „KI-gesteuerte Fonds werden nicht die Zukunft sein“ » Manchmal steckt schon viel Marketing dahinter. « David Striegl, Kepler Fonds KAG FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH MARKT & STRATEGIE Prof. Ulrich Bodenhofer + David Striegl | Kepler Fonds KAG 124 fondsprofessionell.at 1/2025

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