FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Seit 2021 ist Prof. Gabriel Felbermayr Direktor des Österreichi- schen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Im Interview erklärt der Topökonom, wie groß die Gefahr einer steigenden Inflationsrate ist und wie es um den Industriestandort Österreich steht. S eine Meinung hat in Österreich Gewicht: Die Rede ist von Gabriel Felbermayr. Der Direktor des Österreichi- schen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) in Wien und Professor an der Wirt- schaftsuniversität Wien zählt zu den re- nommiertesten und ein+ussreichsten Öko- nomen Österreichs. Im Gespräch erklärt der Wifo-Direktor, wie es mit der In+ation weitergeht und welche Auswirkung der Handelskrieg auf Europa hat. Herr Prof. Felbermayr, das große Angst- thema der vergangenen Jahre war die Inflation. Nachdemdie Teuerung imVorjahr deutlich zurückgegangen ist, sehenwir nun wieder eine Tendenz zu steigenden Prei- sen. Müssen wir uns Sorgen machen? Diese hohe In+ation von nahezu zweistel- ligen Werten oder in Österreich sogar darü- ber liegt hinter uns.Wir arbeiten aktuell an der Prognose, die wir Ende März präsentie- ren werden, und gehen davon aus, dass die Zwei-Prozent-Marke in etwa gehalten wer- den kann. Allerdings sprechen wir für 2025 von Werten um 2,7 bis 2,8 Prozent Seit Anfang des Jahres hat sich die Infla- tion wieder beschleunigt – sie lag deutlich über drei Prozent. Ja, aber da sind Einmaleffekte enthalten, etwa durch das Auslaufen von Stützungs- maßnahmen wie der Strompreisbremse. Aktuell sehen wir aber auch Maßnahmen, die einen in+ationssenkenden Effekt haben werden.Die Mietpreisbremse wird zunächst einmal dämpfend wirken, obwohl sie lang- fristig paradoxerweise wahrscheinlich sogar in+ationstreibend wirken wird, wenn sie dazu führt, dass das Wohnangebot ver- knappt wird. Das In+ationsziel von zwei Prozent ist in Österreich zunächst einmal unerreichbar, weil die Dienstleistungsin+a- tion so hoch ist. Diese wird aufgrund der hohen Lohnsteigerungen bis auf Weiteres hoch bleiben, sofern die Lohnrunden nicht irgendwie die Rezession einpreisen. Inwieweit wird sich hier die neue politische Konstellation innerhalb der Regierung aus- wirken? In der Vergangenheit haben wir das in Österreich immer wieder gesehen, dass die Gewerkschaften typischerweise auch in der Konstellation der großen Koalition stark daran interessiert waren, dass die Regierung nicht gegen die Wand fährt. Insofern kann man jetzt hoffen, dass die Sozialpartner- schaft – in derselben Regierung vereint – wieder in der Lage ist, In+ationseffekte ab- zufedern. Etwa indemman akzeptiert, dass die Pensionen nicht so stark steigen wie die In+ation, weil die Mittel dafür in einer Rezession nicht da sind.Man müsste wahr- scheinlich auch im öffentlichen Dienst unter der In+ationsrate bleiben, wenn man die Einsparungsziele erreichen will. Und dann könnten die privatwirtschaftlichen Sektoren folgen. Wie inflationstreibend wirkt sich der durch die USA losgetretene Handelskrieg voraus- sichtlich aus? In den USA wird es in+ationstreibend sein. In der ersten Trump-Administration gab es eine mächtige Gegenbewegung, die den In+ationseffekt stark abgeschwächt hat, „Die hohe Inflation haben wir hinter uns“ » In Europa wirkt das kurioserweise vermutlich deflationär. « Gabriel Felbermayr, WIFO MARKT & STRATEGIE Gabriel Felbermayr | WIFO 100 fondsprofessionell.at 1/2025
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