FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
vergleichen. Sprich: Wird das Unterneh- men die Markterwartungen über- oder unterschreiten? Und aus technischer Sicht geht es darum, ob in der Zukunft mehr oder weniger Investitionsgelder in diese Kategorie fließen werden. Die besten Investmentstorys sind Aktien mit starken Fundamentaldaten, günstigen Bewertun- gen und attraktiven technischen Merk- malen. Solche Aktien finden wir aktuell etwa in Japan. Wir glauben, dass die Fun- damentaldaten gut sind, die Bewertungen günstig, und die Anleger entdecken Japan erst nach und nach wieder. Wie verändert die zunehmende Dominanz passiver Strategien die Märkte? Das ist sehr unterschiedlich bei Aktien und Anleihen: Bei Aktienindizes belohnt die Art und Weise, wie der Index aufgebaut ist, die Gewinner. Die erfolgreichsten Unter- nehmen haben am Ende die größte Kapi- talisierung und das größte Gewicht im Index. Die Megacaps haben wir erwähnt. Dasselbe beobachten wir in Japan: Hier kaufen viele ausländische Anleger passiv die größten Werte des Nikkei, während der viel breiter gefasste Topix hinterherhinkt. Und bei Anleihen? Hier belohnen die kapitalisierungsgewich- teten Indizes die Emittenten mit den meis- ten Schulden. Das ist ein seltsames Kon- strukt. Festverzinsliche Papiere sind aber insgesamt ein sehr ineffizienter Markt. Ständig werden neue Wertpapiere emittiert. Außerdem gibt es Laufzeit-, Liquiditäts- und Kreditprämien, und es finden sich vie- le Anleger, die nicht auf eine Maximierung der Renditen aus sind, etwa Zentralbanken oder regulierte institutionelle Anleger. Bei festverzinslichen Wertpapiere verschenken Anleger mit passiven Strategien eine gute Gelegenheit, Geld zu verdienen.Wir mana- gen beispielsweise Strategien, die ihre Benchmark seit 14 Jahren in Folge geschla- gen haben. Was würden Sie Anlegern mit Blick auf festverzinslicheWertpapiere raten? Denken Sie über die Rolle von Anleihen nach. Gerade im aktuellen Zins- und Infla- tionsumfeld liefern festverzinsliche Papiere neben Diversifikation auch Ertrag. Viele Bereiche der Märkte bieten sehr attraktive Renditen … Zum Beispiel? Nachrangige Euro-Bankanleihen können sechs bis acht Prozent Rendite erzielen.Das ist auf lange Sicht sehr attraktiv.Der Ausfall der AT1-Anleihen der Credit Suisse hat viele Investoren verunsichert, aber das war ein Sonderfall. Wir halten europäische Banken für sicher und fast schon lang- weilig – das ist aber genau das, was man als Fixed-Income-Anleger will. Wie sieht es mit Hochzinsanleihen aus? Wir halten die Aussichten für gut. Die Qualität im Euro-High-Yield-Markt ist viel besser als früher. Auch die Markttechnik passt: Das Angebot nimmt ab, und die Nachfrage steigt. Und was ist Ihre Meinung zu Kryptoanla- gen wie Bitcoin? Ich glaube nicht, dass wir morgen überall mit Bitcoin bezahlen oder in Bitcoin spa- ren werden. Wir sehen Kryptowährungen eher als Mittel zur Finanzspekulation und nicht als Vermögensspeicher oder Tausch- mittel. Auch wenn die Blockchain-Tech- nologie in vielerlei Hinsicht zukunftswei- send ist, glaube ich nicht, dass Kryptowäh- rungen für Anleger langfristig eine attrak- tive Anlage sind. Vielen Dank für das Gespräch. JOCHEN HÄGELE FP KURZ-VITA: Mark Dowding Mark Dowding ist bei RBC Bluebay Asset Management Anlagechef für Fixed Income. Der Vermögensverwalter mit Hauptsitz London managt insgesamt rund 430 Milliarden US-Dollar, vor allem in Aktien- und Anleihenstrategien. » Wir sehen Krypto- währungen eher als Mittel zur Finanzspeku- lation und nicht als Vermögensspeicher. « Mark Dowding, RBC Bluebay AM FOTO: © TOM BIRTCHNELL MARKT & STRATEGIE Mark Dowding | RBC Bluebay Asset Management 92 fondsprofessionell.at 2/2024
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