FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Immobilienpreise und die Verbraucher- ausgaben erholten. In Japan brauchte die Börse 35 Jahre, um wieder das Niveau der späten 1980er-Jahre zu erreichen. Ist das aggressive Gegensteuern die bes- sere Antwort? Wenn man Probleme mit viel Geld be- kämpft, steigen die Preise für Vermögens- werte, und als Folgeschaden laufen die Ver- braucherpreise aus der Kontrolle. Das hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Der Hauptfehler bestand darin, dass die Geld- und Finanzpolitiker die Anreize zu lang- sam zurückgenommen haben, als sich die Wirtschaft zu erholen begann. Bis zu den jüngsten Rückschlägen erreich- ten Finanzanlagen sowie Gold und Krypto- währungen Rekordhöhen. Was sagt das über den Zustand der Finanzmärkte aus? Zunächst zeigt es, dass die Märkte das Rezessionsrisiko auspreisen und die Anle- ger optimistischer sind. Hinzu kommt die Euphorie rund um neue Technologien wie künstliche Intelligenz und die Chance, dass die mittelfristigen Aussichten für die Wirt- schaft besser sein könnten, als noch vor ein paar Jahren erwartet. Damals fürchtete man eine säkulare Stagnation, jetzt blicken wir trotz aller Unsicherheiten möglicher- weise in eine prosperierende Zukunft. Und letztlich ist immer noch viel Liquidität vorhanden, die den Assetpreisen Auftrieb verleiht. Ist die erhöhte Volatilität der vergangenen Wochen einWarnsignal? Die zuletzt stärkeren Schwankungen zei- gen, wie rasch die Stimmung umschlagen kann – und die wurden ja zunächst einmal nur durch die enttäuschten Zinshoffnun- gen ausgelöst, nicht durch einen tatsäch- lichen Abschwung. Möglicherweise aber unterschätzen die Märkte auch die Rezes- sionsrisiken insgesamt. Doch solange es keine Anzeichen einer Rezession gibt, sagen sich die Anleger: Es ist mir egal, wo wir in zwölf Monaten stehen. Wenn die Wirtschaft die nächsten ein bis zwei Mona- te so gut läuft, warum sollten die Kurse dann nicht weiter steigen? Solange die Konjunktur stabil bleibt, schließe ich weitere Aktienrekorde nicht aus. Wie viel Bodenhaftung hat der Anstieg der Megacaps? An den Kapitalmärkten folgen viele Anle- ger dem Trend, und sobald der Kurs einer Aktie steigt, springen die Leute auf den Trend auf. Davon profitieren hochkapitali- sierte Aktien wie die Megacaps überpropor- tional. Auch die Angst, etwas zu verpassen, nimmt zu. Anleger und Asset Manager können es sich schlicht nicht leisten, diese Aktien nicht zu besitzen.Wer nicht mitge- zogen hat, hat bereits eine Menge Perfor- mance liegen lassen. Je weniger Anleger sich aber dem Sog entziehen können, um- so mehr steigen die Kurse dieser Aktien. Befinden sich die Megacaps nicht längst in einer Blase? Bei vielen handelt es sich um hochprofi- table Unternehmen, die in einigen der dominierenden Technologien weltweit führend sind. Die heutige Euphorie rund um KI erinnert aber schon ein wenig an die Dotcom-Ära der späten 1990er-Jahre. Da war klar, dass das Internet die ganze Welt um uns herum verändern würde, aber es war schwierig abzuschätzen,wer die Gewinner sein würden. Ich glaube, auch diesmal wird es Anleger geben, die aus einem schlechten Grund und zu einem schlechten Preis bestimmte Aktien kaufen und dies am Ende bereuen werden. Auf welche Aktien setzen Sie? Wir achten in unserer Auswahl auf drei Dinge: die Fundamentaldaten, die Bewer- tung und die Markttechnik. Bei den Fun- damentaldaten geht es um die mittel- bis langfristige Entwicklung einer Firma. Bei der Bewertung geht es darum, diese Ent- wicklung mit dem aktuellen Aktienkurs zu » Die Zinsen dürften langfristig deutlich höher bleiben als in den 2010er-Jahren. « Mark Dowding, RBC Bluebay AM FOTO: © TOM BIRTCHNELL MARKT & STRATEGIE Mark Dowding | RBC Bluebay Asset Management 90 fondsprofessionell.at 2/2024

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