FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Firmen. Höhere Zinsen treffen sie daher doppelt: zum einen über die direkte Zins- belastung, zum anderen über die poten- ziellen Konjunkturauswirkungen. Deshalb setzten viele Nebenwerte-Fans auf die Er- holung der Wirtschaft und vor allem auf die Zinswende.Doch diese Hoffnungen er- hielten zuletzt einen Dämpfer, da die Zins- senkungen weit schwächer ausfallen dürf- ten als zunächst erwartet. Angesichts der hartnäckigen Inflation wird sich die US- Notenbank in diesem Jahr wohl auf eine oder zwei Zinssenkungen beschränken – die ersehnte große Wende ist das nicht. Wie stark die Nebenwerte am Zins hän- gen, zeigt auch die globale monatliche Fondsmanagerumfrage der Bank of Ame- rica: Traute im März noch eine knappe Mehrheit der Portfoliomanager den Small Caps über die kommenden zwölf Monate eine Outperformance zu, so ist dieser Opti- mismus inzwischen ebenso verschwunden wie die große Zinseuphorie. Weniger Firmen an der Börse Doch nicht nur die Zinsen belasten die Firmen: Auch den finanziellen und organi- satorischen Mehraufwand durch Berichts- und die Rechenschaftspflichten nennen viele als Faktor, der die Börsennotierung für kleine Unternehmen oft unattraktiver macht. Nicht ohne Grund ging die Zahl der börsennotierten Unternehmen in den USA von mehr als 8.000 im Jahr 1996 bis 2023 um mehr als die Hälfte auf 3.700 zurück. Neue Finanzierungsquellen vor allem für die qualitativ höherwertigen Fir- men verstärken diesen Trend: Private-Equi- ty-Gesellschaften haben ihre Finanzierungs- modelle schon lange umgestellt und bieten jungen Wachstumsfirmen auch langfristig wettbewerbsfähige Wachstumsfinanzierun- gen. „Offensichtlich gehen viele junge Fir- men gar nicht mehr möglichst rasch an die Börse, sondern bleiben wesentlich länger privat“, sagt Jochen Kurz, Fondsmanager bei der Fondsboutique Kahler & Kurz Capital. Für Private-Equity-Investoren ist das ein Pluspunkt: Sie vereinnahmen so einen größeren Teil der Wertschöpfung, der wiederum an den Aktionären vorbeigeht. Schleichender Qualitätsverlust Der Wettbewerb der Eigenkapitalgeber schlägt sich auch im Rückgang der durch- schnittlichen Qualität der verbliebenen Fir- men an der Börse nieder: Der US-Haupt- index S&P 500 hatte zuletzt eine etwa dop- pelt so hohe Gewinnspanne wie der S&P 600, der tendenziell kleinere Unternehmen umfasst. 40 Prozent der Nebenwerte im Russell 2000 machten zuletzt Verluste, im S&P 500 waren es dagegen nur rund sie- ben Prozent aller Firmen. „Es gibt eine Menge Firmen im Index, die man nicht wirklich haben möchte“, sagt Small-Cap- Experte Tuorto. Im Gegensatz zu Hoch- zinsanleihen, wo „Fallen Angels“ häufig in den Investment-Grade-Bereich zurückkeh- ren, ist bei Firmen, die in den Aktienindi- zes nach unten rutschen,meist keine rasche Trendwende zu erwarten. So dümpelt etwa das einstige Dax-Mitglied Salzgitter heute mit minus 31 Prozent über zwölf Monate als eine der schwächeren Aktien im S-Dax. Ähnlich ergeht es Metro. Die vom Index- ausschluss bedrohte Aktie des Batterieher- stellers Varta stürzte im selben Zeitraum sogar um mehr als 60 Prozent ab. Ein weiterer Faktor ist in seiner Wirkung schwer abzuschätzen: der zunehmende Einfluss passiv orientierter Anlagen in Form von ETFs und anderen indexnahen Strategien. Im vergangenen Jahr steckte in den USA erstmals mehr Geld in Index- als in aktiv verwalteten Publikumsfonds, zeigt eine Auswertung des Analysehauses Mor- ningstar. Günstige Bewertungen führen ge- rade bei einer Dominanz passiver Anleger » Die Bewertungen signalisieren Nachholbedarf. « Mathias Beil, Sutor Bank Klein und günstig: Nebenwerte in Zahlen 17,3 beträgt das Kurs- Gewinn-Verhältnis des Small-Cap-Index Russell 2000. Der Large-Cap-Index Russell 1000 liegt mit 25,1 deutlich darüber. 2,2 lautet das Kurs- Buchwert-Verhältnis im Russell 2000. Im Russell 1000 liegt es mit durchschnittlich 4,6 weit höher. 96 Prozent der Firmen im MSCI World werden von mehr als zehn Analysten bewertet, 50 Prozent der Small-Cap-Werte dagegen von weniger als fünf Analysten. 40 Prozent der Small Caps imRussell 2000 mach- ten zuletzt Verluste, im S&P 500 schrieben dagegen nur rund sieben Prozent aller Firmen rote Zahlen. 328 Prozentpunkte trennten die Ent- wicklung der 50 besten von den 50 schlechtesten Aktien imMSCI World Small Cap Index 2023. Bei Stan- dardwerten lag die Differenz nur bei 116 Prozentpunkten. MARKT & STRATEGIE Nebenwerte 84 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © SUTOR BANK

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