FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Johannes Hesche managt seit der plötzlichen Trennung von Gané den Milliardenfonds Acatis Value Event. Im Interview erläutert der Österreicher, wie er das Portfolio auf Kurs halten will – und warum sein Chef Hendrik Leber den Fonds nicht selbst übernommen hat. D ass Acatis im Februar Knall auf Fall die Zusammenarbeit mit Gané been- dete, sorgte in der Branche für viel Ge- sprächsstoff, hatten die beiden Investment- häuser mit dem Acatis Value Event Fonds bis dato doch eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben. Bis heute kommt es zu gegen- seitigen Vorwürfen und Spekulationen. Johannes Hesche muss versuchen, diese un- schönen Nebengeräusche auszublenden. Er übernahm seinerzeit das Portfoliomanage- ment – und richtet seine ganze Konzentra- tion darauf, den Fonds auf Kurs zu halten. Herr Hesche, Ihr Haus teilte Mitte Februar mit, dass die Beratungstätigkeit von Gané für den Acatis Value Event Fonds zum Stichtag 31. März enden würde. De facto haben Sie das Portfoliomanagement aber früher übernommen, oder? Johannes Hesche: Ja, direkt am 12. Februar, dem Tag der Kündigung des Vertrags. Wobei „übernommen“ die Sache nicht wirklich trifft: Gané war Berater des Fonds unter einem Haftungsdach. Wir waren nicht verpflichtet, die Anlagevorschläge umzusetzen. Der Vertrag konnte quartals- weise gekündigt werden, so erklärt sich der 31. März als Datum. Wie lief die Übernahme ab? Acatis als KVG kannte zwar das Portfolio, aber aus wel- chen Erwägungen genau die einzelnen Aktien im Fonds waren, wussten Sie nicht. Die meisten Unternehmen waren mir bes- tens vertraut, weil ich selbst in sie investiert hatte, entweder mit dem Acatis Value und Dividende oder für ein Family-Office-Man- dat. 14 der 20 Aktien kannte ich daher schon – und auch die Gründe, warum es sich lohnen sollte, sie zu halten. Die Über- nahme lief daher nicht so holprig ab, wie es von außen manchmal dargestellt wurde. Sie trugen schon Verantwortung für einen Aktienfonds sowie weitere Mandate, bis plötzlich einmilliardenschwerer Fonds hin- zukam. Haben Sie diese Aufgabe zusätzlich übernommen? Selbstverständlich habe ich andere Auf- gaben abgeben dürfen und da auch viel Unterstützung aus dem Team erfahren, sonst wäre mir die ohnehin große Verant- wortung wahrscheinlich zu groß gewor- den. Ich verantworte nun den Acatis Value Event Fonds und den Acatis Value und Dividende. Die anderen Mandate haben Kollegen übernommen. Ihre quasi erste Amtshandlung nach der Übernahme des Portfoliomanagements bestand darin, die anfangs sehr hohen Ab- flüsse zumanagen. AmTag der Kündigung des Gané-Beratervertrags verwaltete der Fonds fast acht Milliarden Euro, zuletzt waren es nur noch 6,5 Milliarden. Wie sind Sie damit umgegangen? Grundsätzlich ist der Fonds sehr liquide aufgestellt, fast jede Position wäre täglich veräußerbar. Daher waren die Abflüsse gut handhabbar. Ich habe die wesentlichen Positionen anteilig abverkauft, die Auf- stellung des Fonds hat sich in dieser Zeit also kaum verändert. Ich denke, es ist uns ganz gut gelungen, die Abflüsse zu mana- gen, sie gingen zumindest nicht zulasten der Performance. » Ziel bleiben aktien- ähnliche Renditen bei reduzierter Volatilität. « Johannes Hesche, Acatis „Das Naturell des Managers muss zur Strategie passen“ MARKT & STRATEGIE Johannes Hesche | Acatis 76 fondsprofessionell.at 2/2024
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