FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Die bank99, das Kreditinstitut der Österreichischen Post, baute ihr Kreditgeschäft aus, während der Markt schrumpfte. Vorständin Patricia Kasandziev spricht über Vermittlerkooperationen, Produktneuerungen, Videoberatung und erwartete Zuwächse. I n ihrem jungen Bestehen hat die bank99 schon eine bewegte Geschichte. 2019, mitten in der Pandemie gegründet, übernahm sie gleich zwei Jahre später die ING-Österreich-Kunden. Heuer wird da- raus endlich eine Bank aus einem Guss, sagt Patricia Kasandziev, die 2022 zum Vor- standsteam stieß. Die aus der Raiffeisen- Gruppe kommende Bankerin mit viel Digitalisierungsexpertise muss dafür sorgen, dass die Produkte sowohl im riesigen Filial- netz als auch online gut ankommen. Frau Kasandziev, die bank99 ist vier gewor- den. In Bankjahren gerechnet: Ist das noch Kleinkindalter oder schon den Kinderschu- hen entwachsen? Ich bin seit Oktober 2022 hier. 2023 habe ich das Jahresmotto „Vom Start-up zur Er- folgsbank“ausgegeben, und tatsächlich war unser Coversujet ein Junge im Bobbycar. Also ja, wir sehen uns noch als Start-up. Aber jetzt geht es darum, Dinge umzu- setzen. Vor gut zwei Jahren haben wir das Privatkundengeschäft der ING Österreich übernommen. Im vierten Quartal werden nun die Systeme verschmolzen, dann gibt es ein gemeinsames E-Banking und eine gemeinsame Produktpalette. Aus zwei Ban- ken wird wirklich eine. Die Verschmelzung war schon früher ge- plant. War man zu optimistisch? Bei Großprojekten sind Verzögerungen nicht unüblich. Ja, vielleicht hat man erwar- tet, dass es etwas schneller geht. Aber selbst für etablierte Banken sind Änderungen im Kernbankensystem eine Mammutaufgabe. Die ING hatte ein eigenes Kernbankensys- tem. Jetzt wird alles auf das Allgemeine Rechenzentrum (ARZ) umgestellt. Was ändert sich an der Produktpalette? Momentan gibt es zwei verschiedene Pro- duktpaletten. Die bank99 hatte bei der Gründung Spar- und Girokonten.Die ING Österreich als Direktbank brachte ein Gra- tis-Girokonto, Sparprodukte,Wertpapierge- schäft und Kredite mit. Das verschmelzen wir. In der Neuproduktion haben wir das Gratiskonto eingestellt, seit März gibt es komplett neue Girokonten. Wir beginnen mit 1,99 Euro im Monat, und ich denke, wir haben da ein sehr attraktives Angebot. Mit der Systemharmonisierung bekommen die ING-Kunden außerdem neue Funktio- nalitäten, zum Beispiel Apple Pay. Die ING hatte eine große Fondspalette. Wie können die bank99-Kunden da zugreifen? Altkunden der bank99 können ein Fonds- depot eröffnen und haben dann momen- tan technisch zwei Zugänge. Auch das wird im vierten Quartal einheitlich. Die bank99 hat das Filialnetz der Post, auf der anderen Seite aber auch die Masse der ING-Kunden, die onlineaffin sind. Ist die bank99 gemessen amUmsatz eine Online- oder eine stationäre Bank? Wir sind eine Omnikanalbank, und ich denke, das erwarten sich heute die Kunden. Ja, alles wird digitaler. Konsumkredite ver- geben wir vor allem online. Und imWert- papiergeschäft, das auch aus der ING kommt, sind wir beratungsfrei und somit ebenfalls rein online unterwegs.Wir berei- ten diese Produkte aber jetzt für die Filiale vor. Und ich kann sagen, zwei Drittel unse- rer Konten und Sparprodukte produzieren „Beim Kreditplus haben die Vermittler sehr geholfen“ » Aus zwei Banken wird wirklich eine. « Patricia Kasandziev, bank99 BANK & FONDS Patricia Kasandziev | Bank99 228 fondsprofessionell.at 2/2024
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