FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

erhoffen sich Banken, dass ihnen die KI lästige regulatorisch bedingte Dokumenta- tionsarbeiten abnimmt. Moderne Sprach- lösungen können zum Beispiel Kunden- anrufaufzeichnungen in Sekundenschnelle transkribieren und zusammenfassen. Wissen sammeln für Chatbots Eine genaue Bestandsaufnahme, welche Jobs die KI momentan in Österreichs Ban- ken erledigt, gibt es nicht. Alle würden je- denfalls an Wissensmanagementmodellen arbeiten, sagt Unternehmensberater Gin- ner. Dafür wird die generative KI mit sämt- lichen internen Daten und Vorgaben gefüt- tert, damit sie dann Mitarbeitern oder Kun- den gezielt Auskunft geben kann. Den Prozess beschreibt bank99-Chefin Patricia Kasandziev (siehe auch Interview S. 228). „Wir integrieren gerade unser gesamtes Wissen in eine KI-gestützte Datenbank. Es handelt sich um eine rein bankinterne Lösung, die nur intern antrainiert wird und dann auch nur auf dieses Wissen zugreift und nicht auf externe Daten“, so Kasandziev.Was die KI im Training gelernt hat, soll in den kommenden Monaten schrittweise eingesetzt werden: im Callcenter, in Botlösungen auf der Website oder als Hilfe- stellung für Berater. Experimen- tiert werde ebenso mit Text- Bild-Generierung, die im Mar- keting eingesetzt werden könn- te. Dazu kommen Daten- und Risikomodellanalysen. „Die Use Cases sind vielfältig“, prognosti- ziert Kasandziev. Gerade im von ihr erwähn- ten Marketing schlummert hohes Potenzial. Die Autoren der Accenture-Studie (The age of AI: Banking’s new reality“), betonen, dass dadurch ein „Maß an Personalisierung zu erreichen ist, das bisher wirt- schaftlich unmöglich war“. Vor allem könnten interne und externe Kundendaten mit Verhaltens- ökonomie kombiniert werden und so eine hochindividuelle Produktgestaltung er- möglichen. Darin liege einer der Haupt- vorteile, den Banken durch generative KI erzielen, heißt es. Auch ein Sprecher der Unicredit Bank Austria betont: „Das große Nutzenpoten- zial von KI-Anwendungen wird heute erst zu einem kleinen Teil ausgeschöpft “– und das obwohl das Kreditinstitut bereits seit Jahren etliche Hilfsmittel aus diesem Bereich einsetzt und etwa als erstes Institut in Österreich 2018 Amazon Alexa Skill ver- wendet hat. Der digitale Sprachassistent be- antwortet aber bis jetzt eher einfache Fra- gen zu Öffnungszeiten oder Finanz-News. Letzte Instanz ist der Mensch Im Backoffice lässt sich die Bank Austria von der künstlichen Intelligenz unter ande- rem bei der Analyse von Firmenkunden- bilanzen helfen oder wenn es um Alarm- funktionen zur Betrugsprävention geht: Die KI erkennt in Datensätzen Unregelmä- ßigkeiten, die dann von Experten geprüft werden können. „Letzte Kontrollinstanz sind also immer hoch qualifizierte Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter“, so der Bank- Austria-Sprecher. Auch die Accenture-Stu- dienautoren heben hervor, dass es gerade die hoch qualifizierten Bankangestellten sind, die durch KI-Modelle eine effiziente Unterstützung an die Hand bekommen, die es davor so gar nicht gab. Hier geht es besonders um Mitarbeiter, die täglich mit Beurteilungsfragen konfrontiert sind, die die Lebensumstände von Kunden einschät- zen oder Kreditanalysen erstellen müssen. Somit dürfte die KI im Bankensektor nicht, wie oft befürchtet, Jobs gefährden, sondern eher neue Qualitäten einführen. Nicht alle Banken wollen momentan viel über ihre Pläne in diesem Bereich erzählen: In der Kathrein Privatbank zum Beispiel werde KI in der Betrugsbe- kämpfung und im Asset Ma- nagement eingesetzt. Wie, das bleibt im Verborgenen. Die Raiffeisen Bank Niederöster- reich Wien wiederum nutzt neben Betrugs- erkennung und -prävention bereits Anwendungen im Transaktions-Monitoring und in der IT-Sicherheit. Inwieweit es sich um generative KI han- delt, geht aus der Anfragebe- antwortung nicht hervor. Man wolle aber „neue Einsatzbe- reiche mit Kundenfokus“ ent- wickeln, sagt eine Sprecherin. Bekannt ist jedenfalls, dass die zum Sektor gehörende Raiff- eisen KAG seit letztem Jahr tes- tet, ob generative KI das Fonds- KI-Investments: EU im Rückstand Investitionen der letzten zehn Jahre Niemand hat in den vergangenen zehn Jahren so viel in KI investiert wie die USA. Das aufzuholen wird schwer. Quelle:StanfordUniversity,Artificial Intelligence IndexReport2023 0 50 100 150 Spain Switzerland Australia Hong Kong Japan Singapore South Korea France Germany India Canada Israel United Kingdom China United States Kumulierte private Investments in KI zwischen 2013 und 2023 248,9 95,11 18,24 10,83 8,83 7,73 6,99 6,59 5,57 4,72 3,99 3,10 3,04 3,04 1,81 Mrd. USD » KI beschäftigt Banken seit Langem. Generative KI ist erst seit eineinhalb Jahren ein Thema. « Michael Ginner, KPMG fondsprofessionell.at 2/2024 225

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