FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Künstlich, aber vernünftig Nach der Veröffentlichung von ChatGPT setzen Österreichs Banken zunehmend auf generative künstliche Intelligenz (KI). Die Redaktion hat bei den Instituten nachgefragt. W as muss ich tun, um innerhalb eines Jahres eine Million Euro zu verdienen?“, wollte die Redaktion von der taufrischen Finanzinformations-KI der Erste Bank wissen. Der „Financial Health Proto- type“ bleibt angesichts der provokativen Frage entspannt: „Entschuldigen Sie bitte, aber ich wurde darauf trainiert, Ihnen bei finanziellen Gesundheitsthemen zu helfen. Das Erreichen von einer Million Euro in- nerhalb eines Jahres ist unrealistisch und kann zu riskanten oder nicht nachhaltigen Entscheidungen führen.“ Man solle lieber langfristige Ziele anstreben und regelmäßig sparen. Es folgen weitere nützliche Tipps. Während sich einem auf manchen Un- ternehmenswebsiten noch immer holprige Chatbots aufdrängen, die dann simple Fragen nicht verstehen, kann man sich mit dem Erste-Bank-Tool wirklich vernünftig „unterhalten“. Anmaßende Renditevorstel- lungen quittiert es höflich und konstruktiv. Umgekehrt schlägt es bei realistischen Zie- len konkrete Schritte vor: Fünf Prozent Rendite auf 100.000 Euro mit moderater Risikoneigung gefallen der KI schon besser. Die Empfehlung: Uns könnte der „Invest Manager“ weiterhelfen, der Vermögens- verwaltungs-Robo-Advisor der Erste Bank. Schanzt hier die künstliche Intelligenz dem Robo die Arbeit zu? Immerhin: Es wäre ein sehr menschlicher Zug, „seinesglei- chen“ mehr zuzutrauen als etwa einem humanen Berater. Aber zurück zu ernst- hafteren Gedanken. Österreichs Banken haben die rasanten Fortschritte, die es in den vergangenen Mo- nate bei der generativen KI gab, schneller aufgegriffen als andere Branchen. Generati- ve KI kann Sprache, Text oder Bilder inter- pretieren und daraus selbst neue Inhalte erzeugen. Mitunter gelingt es solchen An- wendungen sogar, den emotionalen Tonfall einer Konversation richtig zu deuten. Wie fortgeschritten die Möglichkeiten sind, wurde den meisten erst durch die Veröf- fentlichung von ChatGPT (Open AI / Mi- crosoft) Ende 2022 bewusst. Selbst Konkur- renten wie Google waren vor den Kopf gestoßen. Am Banksektor schienen indes einige förmlich darauf gewartet zu haben. So zählt etwa die Erste Group zu den ersten Betrieben, die eine Testlizenz für den Microsoft Copilot nutzen dürfen. Der Copilot wendet ChatGPT in den Micro- soft-365-Programmen an. Effizienzgewinne „KI beschäftigt Banken seit Langem. Wenn wir aber von generativer KI reden, ist das erst seit rund eineinhalb Jahren ein Thema“, sagt Michael Ginner, Technologie- experte von KMPG. Dass gerade die Ban- ken diese Errungenschaften enorm faszi- nieren, liegt auf der Hand. Laut einer Stu- die von Accenture dürfen Kreditinstitute mit Produktivitätssteigerungen von 20 bis 30 Prozent rechnen, weil in ihrem daten- getriebenen Geschäft die Einsatzbereiche besonders vielfältig sind. Nicht zuletzt KI hat viele Gesichter. Besonders die Bankbranche überlegt, welche der zahlreichen Anwendungen etwas taugen. In die neue KI-Generation, die „generative KI“, werden große Hoffnungen gesetzt. 20–30 % Produktivitätssteigerung mit KI. Quelle:Accenture,TheageofAI BANK & FONDS KI-Banken 224 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © EWA | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT MIT KI
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