FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

kleinere Institute oder kleinteilig strukturier- te Sektoren eventuell andere Limits verkraf- ten. Diese Analysen müssen zu Ende ge- führt werden. Daneben gibt es die politi- sche Diskussion, an der wir nicht beteiligt sind. Die wird im Rat oder im Parlament geführt, und hier blickt man aus Sicht ver- gleichbarer Bürgerrechte darauf. Es gibt ja die EU-Bargeld-Obergrenze mit 10.000 Euro, und man wird auch politisch disku- tieren, warum es in diesem Fall anders ist. Der digitale Euro ist ein Zahlungsmittel, kein Sparprodukt. Zinsen gibt es nicht. Und nur Private dürfen ihn halten. Hat er für die Fondsbranche irgendeine Relevanz? Das ist sehr spannend. Ich war vor Kurzem bei einer Tagung der Fondsbranche, und da kamen ein paar interessante Fragen.Wir als Eurosystem dürfen und werden keine Zinsen für den digitalen Euro zahlen. Es ist aber nicht gesagt, dass es für die Kunden nicht so etwas wie Zinsen oder Bonus- punkte etc. gibt. Finanzdienstleister könn- ten den digitalen Euro ja in ihr Angebot einbetten und mit Produktinnovationen verbinden, etwa wo die Umwandlung in Wertpapiere belohnt wird. Der digitale Euro verhält sich wie Bargeld. Er ist stabil, schwankt nicht, und unter Umständen er- gibt es Sinn, dass er im Rahmen einer Pro- duktstrategie eingesetzt wird. Ich glaube, da gibt es sehr kreative Gedanken.Wir begrü- ßen es, wenn es Innovation und Wettbe- werb auf Basis europäischer Standards gibt. Sie haben anfangs den Wettbewerb ange- sprochen. Werden Anbieter wie Paypal mit dem digitalen Euro Einbußen haben? Paypal ist ein in Luxemburg registrierter Zahlungsdienstleister, hat also eine euro- päische Bankenlizenz. Das heißt, der digita- le Euro gibt auch Paypal die Möglichkeit, wie eine Bank alles umzusetzen. Aber es erhalten damit natürlich auch die Haus- banken die Möglichkeit, die gleichen Dienstleistungen anzubieten wie Paypal, ohne dass sie sehr viel Geld in technologi- sche Entwicklungen investieren. Sie kön- nen dafür die App und die Infrastruktur der EZB nutzen. Ich denke daher, dass Paypal viel mehr Wettbewerb bekommt und der eine oder andere Kunde hoffent- lich bei seiner Hausbank bleibt. Die junge European Payments Initiative, EPI, kommt gerade in Fahrt: Europäische Ban- ken schaffen eine einheitliche Bezahlkon- kurrenz zu Visa, Mastercard und anderen US-Firmen. Macht der digitale Euro der EPI einen Strich durch die Rechnung? Ich kann sagen, wir unterstützen die EPI als die erste paneuropäische Initiative. Ich glaube, dass es sehr viele Synergien geben kann zwischen dem digitalen Euro und dem „Wero“, der digitalen Wallet der EPI. Die Banken, die heute bei EPI diese Wallets entwickeln, können morgen in der Wallet genauso den digitalen Euro anbieten. Es werden die gleichen Zahlungsauslösestan- dards verwendet. Was würde passieren, wenn in Europa kei- ner mehr mit Bargeld zahlt und es keinen digitalen Euro gibt? Nicht nur für die EZB, sondern für das gesamte Eurosystem, für alle Euro-Zentral- banken wäre es ein Verlust im Transmis- sionsmechanismus (Übertragung der Geld- politik auf die Realwirtschaft, Anm.). Bar- geld hilft Zentralbanken nicht nur, die geldpolitischen Entscheidungen bis zum Bürger zu tragen. Ohne Bargeld würden wir auch den gesamten Geldschöpfungs- effekt in die Privatindustrie übertragen. Zum anderen haben die Zentralbanken durch die Geldemission Einkünfte – die Seigniorage, die letztendlich der Staat bekommt.Ohne Bargeld wäre es sicher ein Verlust – zum Ersten an Souveränität, aber auch an öffentlicher Leistung für den Staat. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Hausbanken können die gleichen Dienst- leistungen anbieten wie Paypal, ohne sehr viel Geld zu investieren. « Petia Niederländer, Österreichische Nationalbank FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 2/2024 223

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