FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
soll jedoch strenger werden. Und zwar deswegen, weil es für alle Märkte ein neues Instrument ist, das überall angewendet wer- den soll. Beim Bargeld haben wir sehr ver- schiedene Situationen: In Österreich und Deutschland spielt es eine große Rolle, in nördlicheren Ländern weniger. Das neue Gesetz berücksichtigt diesen Umstand. Es existieren viele etablierte Zahlungs- dienste. Kritiker sagen, sie sehen keinen Use Case für den E-Euro.Wie will man den Leuten den Umstieg schmackhaft machen? Es ist eher der Mehrwert als ein Use Case: Jeder von uns hat im Durchschnitt drei Karten und ist bei Paypal, Klarna oder anderen Diensten registriert. Wir nutzen etliche digitale Zahlungsmittel, denen wir noch dazu unsere Daten geben und wo wir nie sicher sind, ob im Endeffekt beim Bezahlen eines davon auch wirklich ge- nommen wird.Und wenn man so möchte, ist die Offline-Variante natürlich ein Use Case, weil man zusätzliche Privatheit ge- nießt. Es werden nur Beträge von Gerät zu Gerät übertragen, aber nicht die einzelnen Transaktionen.Wer Wert auf Privatheit legt, wird das schätzen. Und es ist einfach; Man muss sich nicht registrieren, wenn man einen Roller mieten möchte oder ein digi- tales Ticket bei den Wiener Linien kauft. Gab es zur Offline-Übertragung eigentlich schon Pilotprojekte? Neben einigen Backend-Piloten wurden bereits fünf Frontend-Piloten gemacht. Einer davon zum Offlinetransfer gemein- sam mit dem französischen Finanzdienst- leister Worldline. Worldline hat gezeigt, dass so eine Übertragung sehr schnell ist und viele Vorteile hat. Für Händler könnte eine Offlineübertragung – selbst wenn eine Internetverbindung da ist – eine große Zeitersparnis bringen und Verkaufsprozesse beschleunigen. Eine Übertragung soll ja auch ohne Handy und Kontomöglich sein, also eventuell über eine Karte. Ist das durchführbar? Der digitale Euro hat viele Gesichter oder „Formfaktoren“, wie wir sagen. Es ist mög- lich, dass man den digitalen Euro auf eine Karte speichert. Auch wenn wir davon aus- gehen, dass die Mehrheit ihn auf einer App auf demHandy hat, also einer Wallet. Über die App kann man den digitalen Eu- ro vom Bankomaten oder vom Konto weg aufbuchen. Eine Karte muss man ebenfalls registrieren, das heißt, man muss zu einer öffentlichen Stelle gehen. Danach kann man die Karte genauso wie die App befüllen. Es ist dafür aber eine Zusatz- funktion oder ein Gerät nötig. Wir unter- suchen unterschiedliche Varianten. Es gibt Karten, die biometrische Daten erfassen und so die Transaktion bestätigen. Oder die Transaktion wird durch eine Händler- App bestätigt. Welches Design am besten die Privatheit schützt und für die Kunden einfach ist, werden die Untersuchungen noch zeigen. Wie sehr ist die Privatheit beim digitalen Euro für die EZB ein Imperativ? Man hat gehört, es könnte etwa Alarmfunktionen geben wie bei Kreditkarten, wenn kurz hin- tereinander von zwei weit entfernten Orten abgehoben wird. » Der Annahmezwang beim digitalen Euro soll jedoch strenger werden. « Petia Niederländer, Österreichische Nationalbank FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 2/2024 221
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