FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Der digitale Euro – sofern er eingeführt wird – soll ein reines Zahlungsmittel sein; Zinsen gibt es nicht. Dennoch kann er auch für die Fondsbranche relevant sein, sagt die verantwortliche OeNB-Direktorin Petia Niederländer . S eit Oktober 2021 arbeiten die Euro- päische Zentralbank (EZB) und die nationalen Notenbanken am historischen Projekt „Digitaler Euro“. Ein möglicher EZB-Ratsbeschluss für einen Entwicklungs- start fällt frühestens 2025. Was die Bürger vom digitalen Euro haben sollen, warum Paypal Einbußen drohen und die klassi- sche Hausbank profitieren könnte, erklärt Petia Niederländer, Direktorin der Haupt- abteilung Zahlungsverkehr, Risikoüber- wachung und Finanzbildung in der Öster- reichischen Nationalbank (OeNB). Frau Niederländer, von Beteiligten hört man, dass die OeNB zu den Notenbanken zählt, die sehr tief in die Arbeiten zumdigi- talen Euro eingebunden sind.Welchen Bei- trag leistet Österreich? Petia Niederländer: Das Projekt wird von der EZB geleitet, die seit mehr als zwei Jahren daran arbeitet. Nach einer Machbarkeits- studie sind wir jetzt in der Projektvorberei- tungsphase. Da geht es darum, bis Ende 2025 Schritte für eine Einführung auszuar- beiten. Es müssen Entscheidungen zum Design getroffen werden, wie die Privatheit sichergestellt wird, welche Haltegrenzen es gibt, wie die Finanzmarktstabilität gewähr- leistet wird, und wie die Banken durch Gebühren vergütet werden. Uns sind bei der OeNB Themen wie Privatheit, Distri- bution und auch die Offline-Variante sehr wichtig. Ich denke, wir sind da unter den Notenbanken im oberen Drittel. Wir wol- len auch Teil des Entwicklungsteams wer- den, sobald ein digitaler Euro beschlossen wird. Natürlich sind aber vor allem die größeren Zentralbanken aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien als mögli- che Anbieter für die nötige Infrastruktur intensiv beteiligt. Der digitale Euro wird politisch gern als Schritt zur Bargeldabschaffung gedeutet. Warum braucht man E-Geld? Der digitale Euro ist eine Ergänzung zum Bargeld. Er macht Bargeld dort möglich, wo es derzeit nicht hinreicht, und das ist der digitale Raum.Wir haben heute online kein gesetzliches europaweites Zahlungs- mittel. Es gibt viele nationale Initiativen, etwa eine Bizum-App in Spanien. Aber es handelt sich um Produkte privater Banken. Und beim grenzüberschreitenden Zahlen kommt man damit oft auch nicht weiter. Der europäische Gedanke fällt mit dieser Fragmentierung auseinander. Mit dem Euro-Bargeld kann man überall kostenlos zahlen, aber im Internet nicht. Das ist das Versprechen: dass die Bürger mit ihrem gesetzlichen Zahlungsmittel immer und überall bezahlen können.Umgekehrt kann ein Händler sicher sein, dass jeder Kunde, egal wo er herkommt, Waren oder Dienst- leistung erwerben kann. Und wir wollen durch den digitalen Euro die europäische Wettbewerbsfähigkeit steigern und unsere strategische Autonomie stärken. Rund um die Bargelddiskussion hat sich gezeigt, dass die Annahmepflicht beim Euro-Cash recht lückenhaft ist. Sie ist beim digitalen Euro sogar strenger. Jetzt soll ein EU-Vorschlag das angleichen … Es stimmt, dass die Bargeldannahme viele Ausnahmen kennt. Im Vorschlag der Kom- mission zum Single Currency Package aus dem Juni 2023 wird unter anderem die Bargeldannahmeverpflichtung verbessert. Der Annahmezwang beim digitalen Euro „Der digitale Euro hat viele Gesichter“ » Es ist das Versprechen, dass die Bürger mit ihrem gesetzlichen Zahlungsmittel überall bezahlen können. « Petia Niederländer, Österreichische Nationalbank BANK & FONDS Petia Niederländer | Österreichische Nationalbank 220 fondsprofessionell.at 2/2024
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