FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

her davor zurückschrecken, ihre Transaktio- nen zu enthüllen und ihre Strategien in ETFs zu gießen, so das Argument. „Die Transparenz sehe ich nicht als Hin- dernis“, meint dagegen Durdevic von J.P. Morgan AM. „Wir sehen uns auch im der- zeitigen regulatorischen Umfeld sehr gut in der Lage, weitere ETF-Lösungen zu ent- wickeln.“ Ähnlich sieht das Patrick O’Con- nor, Leiter des ETF-Geschäfts von Franklin Templeton. „Aktive Manager fühlen sich zunehmend mit ETFs und deren Vorteilen wohl“, glaubt der Branchenkenner. Die Blackrock-Spezialistin Sperandeo sieht al- lenfalls bei bestimmten Ansätzen die Trans- parenz als Hemmnis. „Für konzentriertere Alpha-Strategien etwa, die eine höhere Oktanzahl aufweisen, wird die Regulierung ein Schlüsselfaktor sein“, meint Sperandeo. Umwälzung der Branche O’Connor, der früher bei Blackrock ar- beitete und zum iShares-Gründungsteam zählte, beobachtet ein weiteres Phänomen. „In den USA werden branchenweit viele herkömmliche Fonds in den ETF-Mantel überführt“, sagt der Franklin-Templeton- Mann. „Auch wir haben schon Fonds umgewandelt.“ Das Verfahren sei jedoch langwierig und teuer. „Wir wägen daher genau ab, welche Strategien wir dafür aus- wählen“, betont O’Connor. „Einem ETF wohnt keine Magie inne“, warnt der Bran- chenveteran zudem vor überzogenen Er- wartungen. „Einen nur leidlich gut funk- tionierenden Publikumsfonds zu nehmen und einfach in den ETF-Mantel zu stecken, macht ihn nicht besser.“ Eine Umwandlung von aktiven Publi- kumsfonds in ETFs im großen Stil könnte die Gestalt des Asset-Management-Marktes umwälzen. „Aktive ETFs bergen ein Rie- senpotenzial“, erläutert Niklas Nolzen von der Unternehmensberatung McKinsey. „Denn hier lassen sich die Kosten senken, die teilweise der Grund für die Underper- formance aktiver Strategien sind.“ In der Folge gewinnen aktive gegenüber passiven Strategien wieder an Wettbewerbsfähigkeit. Die Einnahmen der Vertriebskanäle und der Fondsgesellschaften sinken damit aber tendenziell weiter – und die Erlöse der Branche stehen ohnehin unter Druck. Chance und Risiko „Die niedrigeren Vertriebsprovisionen führen dazu, dass bei aktiven ETFs das Gleiche einzutreten droht wie bei passiven ETFs“, folgert Johannes Burkhardt, Partner der Beratungsgesellschaft Boston Consul- ting Group. „Die großen Anbieter haben aufgrund ihres Bekanntheitsgrads einen Vorteil und könnten auch in diesem Seg- ment einen hohen Marktanteil vereinnah- men.“ So konzentrierten sich 2023 bei europäischen ETFs bereits mehr als 80 Pro- zent der Nettozuflüsse auf die zehn größ- ten Anbieter. „Somit können aktive ETFs » Einem ETF wohnt keine Magie inne. « Patrick O’Connor, Franklin Templeton Amerikanisches Phänomen Weltweites Nettomittelaufkommen aktiver ETFs Aktive Strategien in den Mantel eines börsengehandelten Fonds zu packen ist vor allem ein US-Trend – noch. Quelle:Morningstar 0 20 40 60 80 100 2023 2022 2021 2020 2019 2018 Mrd. USD ÜbrigeWelt USA Favoritenwechsel Anteil der Anlageklassen am Volumen aktiver ETFs in Europa Unter aktiven ETFs in Europa hielten lange Zeit Anleihenfonds das größte Gewicht. Das Verhältnis kippte 2023. Quelle:LSEGLipper 0% 20% 40% 60% 80% 100% 2023 2022 8 % 42 % 49 % 8 % 61 % 32 % Aktien Anleihen Mischfonds VERTRIEB & PRAXIS Aktive ETFs 210 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © KEVIN NG I FRANKLIN TEMPLETON

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