FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Steiniger Weg voraus Jahrelang profitierte die Asset-Management-Branche von der guten Kapitalmarktentwicklung. Doch nun sinken das zweite Jahr in Folge die Gewinne, obwohl an den Börsen eine Erholung einsetzte. N ach einer langen Wegstrecke mit geradezu idealen Bedingungen ist die Fondsbranche auf einen weitaus steinige- ren Pfad eingeschwenkt. Die Niedrigzins- politik der vergangenen Jahre hatte den Asset Managern rege Zuflüsse und steigen- de Bewertungen an den Börsen beschert. Die Entwicklung gipfelte 2021, als selbst Privatanleger das Kapitalmarktsparen für sich entdeckten und die Börsenkurse in der Corona-Erholung neue Höchststände mar- kierten. Doch seither offenbaren sich die Schwachstellen der Industrie, die in der goldenen Dekade der Magerzinsen von der Marktentwicklung kaschiert wurden. Diese Trendwende zeigen mehrere Aus- wertungen der Finanzkennzahlen von As- set Managern. Demzufolge sanken 2022 und auch 2023 die Gewinne der Fonds- gesellschaften. „In einem Jahr mit insge- samt durchwachsener Kapitalmarktent- wicklung hat die Asset-Management-Bran- che zum zweiten Mal in Folge ein signifi- kantes Abschmelzen ihrer Gewinne erlebt – obwohl es im letzten Quartal 2023 eine Erholung an den Märkten gab“, sagt Chris- tian Zahn, Partner und Co-Leiter der Asset- und Wealth-Management-Beratung von McKinsey in Zürich. Die Unternehmensberatungsgesellschaft untersuchte in einer Studie die Kennzahlen von 55 Asset Managern, die in Westeuropa aktiv sind. Dabei stützten sich die Berater auf veröffentlichte Kennzahlen, aber auch auf Angaben der Gesellschaften sowie Interviews, die die Consultants mit den Häusern führten. „Die Zahlen für 2023 fal- len drastisch aus“, ergänzt McKinsey-Exper- te Niklas Nolzen. „Innerhalb von zwei Jah- ren ist der Branche ein Drittel des Gewinns weggebrochen.“ Der Kerntreiber sei aber nicht die Entwicklung des verwalteten Vermögens, sondern die Einnahmen- und Kostenseite gewesen, führt Nolzen aus. Kosten steigen „Die Branche hat es in der Breite nicht geschafft, die Kosten im gleichen Maße wie die Rückgänge der verwalteten Vermögen zu reduzieren“, sagt Branchenexperte Nol- zen. So gingen die Einnahmen seit dem Hoch 2021 um zwölf Prozent zurück, die Kosten kletterten dagegen im gleichen Zeitraum um vier Prozent. „Der Druck auf die Einnahmen besteht schon seit Jahren“, betont Nolzen. Bis 2021 sei das verwaltete Vermögen der Branche gestiegen, zugleich hätten aber auch die Kosten zugenommen. „Es gelang nicht umfassend, Skaleneffekte zu realisieren“, sagt Nolzen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Die Analysten betrachteten hier die Kennzahlen von Asset Managern rund um den Globus.Die Bran- chenkenner beobachten ebenfalls für 2023 eine leichte Erholung des verwalteten Ver- mögens. Die Einnahmen stagnierten ge- » Innerhalb von zwei Jahren ist der Branche ein Drittel des Gewinns weggebrochen. « Niklas Nolzen, McKinsey Belagwechsel: Nachdem das ver- waltete Vermögen der Fondsbranche stetig stieg, stehen die Anbieter nun vor einem Umbruch. Die Entwicklung an den Märkten wird holpriger, Ein- nahmen sinken und Kosten steigen. VERTRIEB & PRAXIS Geschäftsentwicklung 204 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © CLARANILA | STOCK.ADOBE.COM

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