FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024
Projekt probleme Mehrere tausend deutsche Privatinvestoren der Wiener Soravia- Gruppe bangen um ihr Geld. Ihr Kapital steckt in Immobilien- projekten, in die auch Kunden der IFA investiert haben. M it der Übernahme der 2012 gegrün- deten Emissionshaus- und Vertriebs- gesellschaft One Group im Sommer 2020 erweiterte die Soravia-Gruppe ihr Firmen- geflecht um ein weiteres Unternehmen, das sich mit der Finanzierung von Wohnbau- projekten beschäftigt. Seither ist die Ham- burger One Group eine Schwestergesell- schaft der IFA AG in Linz (siehe Infokasten auf Seite 157). Beide werben im Vertrieb mit dem jahrzehntelangen Track Record von Soravia und kommen damit gut an. Seit Dezember 2023 ist die gute Stim- mung gestört, denn zu diesem Zeitpunkt gab die One Group bekannt, dass sie etwa 17.000 Anlegern die Zinsen für Nachrang- darlehen, die in den Jahren 2019 bis 2022 in Höhe von rund 400 Millionen Euro platziert wurden, nicht auszahlen kann. Be- gründet wurde dieser Schritt mit den Infla- tions- und Zinsentwicklungen, durch die der Markt in eine „massiven Korrekturpha- se“geraten sei. Besonders schlecht ist es um die beiden Namensschuldverschreibungen „ProReal Europa“9 und 10 mit einem Ge- samtvolumen von 278,5 Millionen Euro bestellt. Denn imMärz 2024 wurde für die deutsche SC Finance Four GmbH (SCF), die das Geld von „ProReal Europa“ 9 und 10 bündelte, um es an Soravia-Projekte wei- terzureichen, Insolvenz angemeldet. Verbindung nach Österreich Finanzvertriebe in Österreich fragen sich derzeit naturgemäß, ob sie beziehungsweise ihre Kunden von den Problemen bei der One Group betroffen sind. Laut IFA ist dies nicht der Fall, IFA-Kunden seien von den Sanierungsmaßnahmen rund um die SCF nicht betroffen. „Zwischen der One Group und IFA besteht keine operative oder organisatorische Beziehung“, betont IFA-Vorstand Gunther Hingsammer gegen- über FONDS professionell. Innerhalb des Konzerns lassen sich aber die Grenzen nicht so klar ziehen. Denn beide Firmen sammeln bei ihren Kunden in Deutschland und Österreich Kapital zur Finanzierung von Soravia-Projekten ein. Außerdem findet eine Trennung der Pro- jekte für das deutsche und das österreichi- sche Investorengeld nicht statt. Die Immo- bilienfinanzierung erfolgt konzernintern über verschiedene Töpfe. Dementsprechend zeigen Recherchen von FONDS professionell interessante Verbindungen auf. So bot die Internet- vertriebsplattform ifainvest.at die Inhaber- schuldverschreibungen der One Group, die unter dem Label „ProReal Secur“begeben wurden, auch in Österreich zur Zeichnung an. In den Werbeunterlagen werden die Soravia-Projekte Danube Flats in Wien, Riverside Berlin und Parkstadt Mülheim a.d. Ruhr als Investitionsziele genannt. Die- se Bauvorhaben befinden sich im Portfolio der insolventen SCF. Weiters vermittelte ifainvest.at mehrere Anleihenangebote, deren Emissionserlöse in Projekte geflossen sind, in die schon One-Group-Anleger über die SC Finance Four investiert hatten. Das betrifft beispiels- weise die Projekte Schloss Freihof, Danube Flats und Klosterpark Salzburg. Für Letzte- res vertrieb ifainvest.at im Herbst 2023 die „6,75% Palais St. Josef Salzburg Anleihe“, die bis Ende 2026 läuft.Mit diesem Kapital wurde die 2020 platzierte Klosterpark-Salz- Bei Immobilieninvestments wiegen sich die Anleger häufig in Sicherheit, wenn der Vertrieb mit dem Track Record des Projektentwicklers wirbt. Dass das keine Garantie ist, spüren aktuell tausende One-Group-Kunden. SACHWERTE One Group | Soravia 156 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © A2Z AI | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT MIT KI
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