FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Katastrophen stimmung Die Ausmaße des Absturzes des Immobilienmarktes sorgen für Entsetzen. Im ganzen Land schmelzen die Fondsvermögen dahin, und die Finanzmarktaufsicht ist in Alarmstimmung. D ie Mär, dass die Kaufpreise für Immo- bilien wegen der hohen Nachfrage nicht nachgeben, ist nun endgültig wider- legt. „2023 sind die Quadratmeterpreise für Wiener Zinshäuser in allen Bezirken außer in Hernals und Döbling gesunken“, berich- tet Roland Schmidt, CEO der Datenbank Immounited. Seiner Auswertung zufolge wechselten voriges Jahr nur 131 Objekte den Eigentümer, nachdem es 2022 noch 289 Verkäufe gab. Der durchschnittliche Verkaufspreis reduzierte sich um 14 Pro- zent von 5,53 auf 4,76 Millionen Euro. Andere Berichte werfen direkt den Spot auf die Probleme der Immobilienbranche. Zwar steigen die Mieten nachfrage- und inflationsbedingt überwiegend an. Aller- dings belasten hohe Bau- und Finanzie- rungskosten das Geschäft und Investoren bleiben defensiv. Überdies schockierte der Buwog-Mutterkonzern Vonovia mit einem katastrophalen Geschäftsergebnis den Markt: Die Abwertung des Immobilien- portfolios um 10,7 auf 83,9 Milliarden Euro führte 2023 unterm Strich zu einem Konzernverlust von 6,8 Milliarden Euro. Negative Ergebnisse aus Wertberichtigun- gen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe meldeten auch die Immobiliengesellschaf- ten UBM, Immofinanz, S Immo und CA Immo. FMA reagiert auf Anlegerflucht Zehntausende Anleger offener Immo- bilienfonds sind verunsichert. Österreich gehört zu den drei europäischen Ländern mit den stärksten Mittelabflüssen. Laut Statistik der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) verrin- gerte sich das Volumen der offenen Immo- bilien-Investmentfonds im Jahr 2023 um 15 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Die Nettomittelabflüsse beliefen sich auf 1,7 Milliarden Euro, die Kursgewinne betru- gen 75,4 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2024 hielt der Negativ- trend an und das kumulierte Fondsvermö- gen schrumpfte auf rund 8,8 Milliarden Euro. Es stehen 548 Millionen Euro Netto- mittelabflüsse und Kursgewinne von rund 17,4 Millionen Euro zu Buche. „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass bei allen österreichischen offenen Immobilien- fonds die Auswirkungen des aktuellen Marktumfelds und der stark gestiegenen Zinsen spürbar sind. Denn es gibt wieder andere zinstragende Veranlagungsalterna- tiven für Anleger auf dem Markt“, erklärt Peter Karl, CEO der Erste Immobilien KAG, den Investorenrückzug. Das hat die Finanzmarktaufsicht auf den Plan gerufen. Sie beobachtet das Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiko und die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt nun genau, und die Asset Manager müssen alle zwei Wochen ein Reporting abgeben. Für das dritte Quartal ist ein Stresstest zum Zins- änderungsrisiko angekündigt. Rücknahme ausgesetzt Die Immobiliengesellschaften reagieren natürlich auf das Anlegerverhalten. Zur Liquiditätssicherung werden peu à peu Immobilien verkauft. Wenn das nicht reicht, müssen Konsequenzen gezogen werden. So wie bei der LLB Immo KAG, die im vorigen Oktober ihren Fonds LLB Semper Real Estate für bis zu zwölf Mona- Die völlig überhitzten Immobilien- märkte kühlen sehr schnell ab. In dem reinigenden Gewitter werten Immobilien ab, machen Firmen Pleite – und die Investoren verhalten sich auffällig ruhig. SACHWERTE Immobilienfonds 152 fondsprofessionell.at 2/2024 FOTO: © LUKAS BAST | STOCK.ADOBE.COM

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