FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2024

Schmolmüller: Es geht um die Struktur des Vertriebs, den Anteil der freien Finanzbera- ter und um die Qualität der Berater. Öffnet Ihnen der ELTIF denn die Tür in den Bankenvertrieb? Lemke: Wir sind zum Teil schon im Ban- kenvertrieb und hoffen, dass unser Produkt bei den Bankplattformen, die ELTIFs ab- wickeln, für die angeschlossenen Berater erhältlich sein wird. Schmolmüller: Wir hatten in den vergange- nen Jahren einige Kooperationen mit Pri- vate-Banking-Einheiten. Sie machen aber generell nur wenig Umsatz mit Alternati- ven Investmentfonds. Dennoch: Es wird über den ELTIF gesprochen, und die Ban- ken wissen, dass es ein breiteres Produkt- angebot geben wird. Wir erleben bislang jedenfalls positive Reaktionen. Österreich gilt im internationalen Vergleich nicht als Private-Equity-Hochburg.Welchen Stellenwert hat diese Assetklasse? Schmolmüller: Seit der restriktiven Umset- zung der AIFM-Richtlinie in Österreich konnte sich Private Equity kaumweiterent- wickeln,weder auf institutioneller noch auf Privatkundenebene. Der Standort Öster- reich hat gefühlt zehn Jahre in der Etablie- rung von Private Equity als Finanzierungs- quelle für den Mittelstand und als Anlage- klasse verloren. Deshalb sind wir sehr froh, dass mit dem ELTIF jetzt direkt aus Brüssel ein wichtiger Impuls kommt. Sie sprachen die vergangenen Jahre an: Wie hat sich der Vertrieb Ihres fondsgebun- denen LV-Produkts „RWB PremiumSelect“ entwickelt? Schmolmüller: Nach anfänglicher Skepsis, Private Equity im Mantel einer Versiche- rungslösung anzubieten, hat sich der Ver- trieb in den letzten sieben Jahren sehr gut entwickelt.Das Luxemburger Fondsvehikel „RWB Evergreen“ ist wie geplant in ETFs und Private-Equity-Fonds investiert. Das Zusammenspiel der beiden Anlageklassen funktioniert sehr gut. In bullishen Börsen- jahren performen beide Anlageklassen sehr stark. 2021 legte der Fonds um 25,93 Pro- zent zu. In schwachen Börsenjahren fun- giert Private Equity als Stabilitätsanker und gleicht Verluste aus, weshalb der Gesamt- verlust des Fonds 2022 nur 2,94 Prozent betrug. Im Jahr 2023 erreichte der „RWB Evergreen“ein Plus von 10,1 Prozent – und es wäre eine höhere Performance gewor- den, wenn wir nicht so viele Mittel frisch in Private Equity investiert hätten. Mit welcher Renditeprognosewerden Sie in den Vertrieb Ihres ELTIF starten? Lemke: Im mittleren Szenario kalkulieren wir zurzeit eine IRR-Rendite von 6,3 Pro- zent. Ihre Asien- und Secondary-Fonds sind überdurchschnittlich gut.Warum laufen die Themenfonds besser als die anderen? Lemke: Unser bester China-Fonds hat fast 350 Prozent ausgezahlt. Natürlich freut es die Anleger der anderen China-Fonds nicht, wenn sie vielleicht nur 130 Prozent erhalten. Das liegt aber in der Natur der Sache. Wir haben mit unseren Themen- fonds damals in junge Märkte investiert und die Begeisterung, die es für China und Indien gab, genutzt. Die Performance der Zielfonds ist aber durchwachsener, und der Spread zwischen guten und schlechten Ergebnissen ist viel größer als in den reifen Märkten in den USA und in Europa. Des- wegen haben wir entschieden, keine neuen Themenfonds aufzulegen. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER, TILMAN WELTHER FP KURZ-VITA: B. Schmolmüller Birgit Schmolmüller ist 2017 Geschäftsführerin der RWB Austria GmbH. Von 2010 bis 2016 hatte sie die Funktion der Vertriebsdirektion Österreich inne. Schmolmüller hat Trans- lationswissenschaften für Englisch und Französisch studiert. » Das Zusammenspiel der beiden Anlage- klassen funktioniert sehr gut. « Birgit Schmolmüller, RWB FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN SACHWERTE Birgit Schmolmüller + Norman Lemke | RWB 150 fondsprofessionell.at 2/2024

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